Aktualisiert am 21. Oktober 2024 von Angelika
Was ich gern spiele, fragt Ilka Kind in ihrer Blogparade. Heute nicht mehr viel, ist mein erster Gedanke. Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass es in meiner Umgebung keine Kinder mehr gibt. Die Kinder von meiner Schwester und mir sind schon über dreißig. Ab und zu spielen wir trotzdem noch – ich erinnere mich an den Silvesterabend 2017/2018, den meine Tochter, unsere Freundin Jutta und ich mit Karaoke-Singen bei mir zu Hause verbrachten und einen Heidenspaß dabei hatten.
Wenn ich weiter zurückblicke und an meine eigene Kindheit in den 1960er-Jahren denke, staune ich, wie wenig Hilfsmittel wir zum Spielen brauchten. Sogar 20-stündige Autofahrten in den Urlaub überstanden wir ganz gut, weil uns immer irgendetwas einfiel, mit dem wir uns die Zeit vertreiben konnten. Und das ganz ohne Tablet und Handy!
Mir ist sicher nicht alles eingefallen, was wir spielten, aber wenn du Kinder oder Enkel hast, hilft dir dieser Beitrag vielleicht dabei, dich zu erinnern, welche einfachen Spiele dir die Fahrt in die Ferien oder langweilige Sonntagnachmittage verkürzt haben. Die Kinder in deiner Familie könnten davon profitieren – und vielleicht bekommst du ja sogar mal wieder Lust auf einen Spieleabend.
Lange Autofahrten: Sing- und Merkspiele
Vielleicht gehörst du wie ich zur Generation der Babyboomer und erinnerst dich an endlos lange Autofahrten an die Adria oder gar nach Spanien. Die Tunnels durch die Alpen gab es noch nicht, sondern unsere Väter (die Mütter hatten in den 1960er-Jahren meist keinen Führerschein) mussten die PS-schwachen Familienkutschen über die Serpentinen der Alpenpässe steuern. Kleinwagen wie einen 2CV oder Käfer sah man dabei öfter am Straßenrand liegen, die verzweifelten Fahrer danebenstehend, weil sie es nicht den Berg hoch schafften. Manche versuchten sogar, ihr Auto hochzuschieben – ich schwöre, das haben wir gesehen! Die Pkw hatten keine Klimaanlage, keine Servolenkung und waren so voll gepackt, dass man sich als Kind auf der Rücksitzbank kaum rühren konnte. Das überstanden wir mit großer Vorfreude, viel Gesang, Merk- und Ratespielen. Dazu gehörten:
Singspiele
- Mein Hut, der hat drei Ecken: Jedes Mal, wenn das Lied gesungen wird, werden bestimmte Wörter durch Gesten ersetzt werden. Das fördert Gedächtnis und Motorik. Man kann das Lied immer schneller singen, bis es keiner mehr schafft, die Bewegungen synchron auszuführen, was in einem Riesenspaß und Gelächter endet.
- Grün, grün, grün sind alle meine Kleider: In diesem Klassiker werden verschiedene Farben und Kleidungsstücke besungen. Es eignet sich gut für kleine Kinder, um Farben und Kleidungsstücke zu lernen und gemeinsam zu singen.
- Drei Chinesen mit dem Kontrabass: In diesem lustigen Lied werden sämtliche Vokale im Text nach jeder Wiederholung durch einen bestimmten Vokal ersetzt. Das fördert die Sprachentwicklung und sorgt für jede Menge Spaß, vor allem, wenn man das Lied in immer schnellerem Tempo singt.
Merk- und Ratespiele
- Ich packe meinen Koffer: Die Spieler packen reihum jeweils einen zusätzlichen Gegenstand in einen imaginären Koffer. Dabei müssen sie die zuvor genannten Gegenstände in der richtigen Reihenfolge wiederholen. Ein tolles Gedächtnisspiel, das für kurzweilige Unterhaltung sorgt.
- Ich sehe was, was du nicht siehst: Bei diesem Ratespiel beschreibt ein Kind ein Objekt in seiner Umgebung, indem es die Farbe nennt (Beispiel: „Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist rot“), und die Mitspieler versuchen, das Objekt zu erraten. Wie „Ich packe meinen Koffer“ ist dies wohl eines der bekanntesten Spiele für unterwegs.
Am Urlaubsort: Keine Langeweile mit Karten- und Hüpfspielen, Sand und Wasser
Unsere erste Auslandsreise unternahmen wir in meinen ersten Schulferien 1969. Papa hatte gerade unser allererstes Auto gekauft – einen alten Simca. Mit dem geliehenen Hauszelt von Mamas Kusine machten fuhren wir nach Poreč im damaligen Jugoslawien. Was für ein Abenteuer! Über 20 Stunden waren wir unterwegs, bis wir endlich mitten in der Nacht am Campingplatz ankamen. Papa hatte 500 Mark in bar dabei und wir blieben, solange das Geld reichte – das waren etwa drei Wochen!
Wenn wir nicht mit Heike aus dem Nachbarzelt im Meer plantschten – es gab einen mit Felsen abgegrenzten Badebereich für Kinder – rückten wir den jungen Tauchern auf die Pelle, die Seeigel und Seesterne aus dem Meer holten und präparierten – heute unvorstellbar, doch damals für uns ausgesprochen faszinierend. Wenn unsere Mütter der Meinung waren, wir hätten jetzt genug Sonne abbekommen, spielten wir drei Mädchen am Campingtisch unter dem Vordach unseres Zeltes meistens Kartenspiele.
Auch außerhalb des Wassers hatten wir immer Ideen, was wir spielen konnten – wir waren ja nun zu dritt, was die meisten Spiele viel interessanter machte, als wenn ich sie nur zu zweit mit meiner Schwester spielte. Hier ein Überblick über unser Repertoire:
Kartenspiele
- Schwarzer Peter*: Bei diesem jahrhundertealten Kartenspiel geht es darum, Paare zu sammeln und dabei zu vermeiden, die „Schwarze Peter“-Karte am Ende des Spiels in der Hand zu halten. Das Spiel fördert das Gedächtnis und eignet sich besonders für jüngere Kinder. Am meisten Spaß macht es mit mindestens drei Spielern, notfalls geht es aber auch zu zweit.
- Quartett*: Die Spieler versuchen, vollständige Quartette (vier zusammengehörende Karten) zu sammeln, indem sie gezielt nach bestimmten Karten fragen. Es gibt viele verschiedene Themen-Quartette, von Tieren über Autos bis hin zu Berufen.
- Elfer raus!*: Ein taktisches Kartenspiel für Kinder ab etwa 7 Jahren, bei dem es darum geht, Zahlenkarten in aufsteigender Reihenfolge abzulegen, beginnend mit der Elfer-Karte. Ziel ist es, alle eigenen Karten als Erster abzulegen und damit das Spiel zu gewinnen.
- Mau-Mau*: Wir spielten Mau-Mau erst in der Schulzeit, und zwar mit den Skatkarten unserer Eltern, aber heute gibt es kindgerechte Mau-Mau-Karten, mit denen schon Kindergartenkinder gern spielen. Die Spieler versuchen, ihre Handkarten durch Ablegen passender Karten auf den Ablagestapel loszuwerden. Besondere Aktionskarten wie die „Zieh 2″- oder „Richtungswechsel“-Karten bringen zusätzlichen Spaß und Strategie ins Spiel.
- Memory*: Eines der beliebtesten und ältesten Gedächtnisspiele, bei dem es darum geht, Paare von passenden Karten zu finden, die verdeckt auf dem Tisch liegen. Die Spieler decken abwechselnd zwei Karten auf und versuchen, sich deren Positionen zu merken, um im Verlauf des Spiels möglichst viele Paare zu sammeln.
Hüpf- und andere Spiele, die wenig Platz im Koffer brauchen
- Gummitwist: Bei diesem Bewegungsspiel wird ein langes Gummiband um die Beine zweier Mitspieler gespannt wird und der dritte Spieler führt verschiedene Sprungfiguren aus. Es fördert die Koordination und macht sowohl drinnen als auch draußen großen Spaß.
- Himmel und Hölle: Dieses klassisches Hüpfspiel ist in den unterschiedlichsten Varianten fast auf der ganzen Welt verbreitet. Hierfür wird ein mit Kreide auf den Boden gemaltes Spielfeld mit nummerierten Kästchen genutzt. Spieler werfen einen kleinen Stein in ein Feld und hüpfen dann je nach Nummer des Feldes auf einem oder beiden Beinen durch das Spielfeld, wobei das Feld mit dem Stein ausgelassen wird.
- Stadt, Land, Fluss: Ein Ratespiel, bei dem die Spieler zu vorgegebenen Kategorien (z.B. Stadt, Land, Fluss) passende Begriffe finden müssen, die mit einem bestimmten Buchstaben beginnen. Die Kategorien können beliebig erweitert werden – wir ergänzten sie beispielsweise gern mit Pflanze, Tier, Sänger und Schauspieler. Das Spiel fördert Wissen und Kreativität und ist ideal für Regentage. Heute gibt es das Spiel natürlich auch in den unterschiedlichsten Varianten zu kaufen*, einschließlich verschiedener Ausführungen für Erwachsene.
- Murmeln*: Die Spieler befördern kleine bunte Glaskugeln (Murmeln) durch geschicktes Schießen in ein Ziel oder Loch. Verschiedene Spielvarianten sorgen für Abwechslung und trainieren Geschicklichkeit und Präzision.
- Aufblasbarer Wasserball*: In unserem Gepäck für die Sommerferien durfte nie ein aufblasbarer Wasserball fehlen. Er eignet sich perfekt für verschiedene lustige und einfache Spiele im Wasser oder am Strand. Von Wasserballspielen bis zu einfachem, regelfreiem Hin- und Herwerfen – der leichte und bunte Ball sorgt für Bewegung und Spaß für die ganze Familie.
Urlaub mit dem eigenen Kind: Karten-, Würfel- und Gesellschaftsspiele
In den Sommerferien mit meiner Tochter waren Karten- und Würfelspiele unsere Favoriten – sie belasteten das Reisegepäck auch nicht nennenswert. Kniffel spielte ich in meiner Kindheit schon gern mit meiner Schwester und meiner Kusine. Im Toskana-Urlaub mit Anna und unserer Freundin Jutta wurde es für uns zum Ritual, nach dem Abendessen auf der Terrasse unseres Rustico zu kniffeln und Mäxle oder Uno zu spielen. Das Kölner Ehepaar aus dem Ferienhaus nebenan gesellte sich dazu und wir verbrachten gemeinsam viele fröhliche Spieleabende, bei denen auch der Chianti reichlich floss. Wir hatten so viel Spaß, dass wir uns für einen weiteren Toskana-Urlaub im nächsten Jahr verabredeten.
Als wir uns später auch zu Hause gegenseitig besuchten, griffen wir meistens zu den in den 1990er-Jahren populären Brett- und Gesellschaftsspielen.
Würfel- und Kartenspiele mit dem Grundschulkind
- Kniffel*: Bei diesem Würfelspiel – der deutschen Version des amerikanischen Yahtzee – versuchen die Spieler, durch geschicktes Würfeln und taktisches Notieren bestimmte Kombinationen zu erzielen. Mit fünf Würfeln und einem speziellen Block, auf dem die Ergebnisse eingetragen werden, ist es ein Mix aus Glück und Strategie.spielte ich in meiner Kindheit schon gern mit meiner Schwester und meiner Kusine. In den Toskana-Urlauben mit meiner Tochter und unserer Freundin Jutta wurde es zum allabendlichen Zeitvertreib, meist im Wechsel mit Mäxle.
- Mäxle oder Mäxchen*: Die Spieler würfeln verdeckt mit zwei Würfeln und sagen das Ergebnis an, wobei sie auch bluffen können. Das Ziel ist, den höchsten Wert zu haben oder den Bluff des Gegners zu durchschauen, was Spannung und Spaß garantiert.
- Uno*: Diese Weiterentwicklung von Mau-Mau war in den 1990er-Jahren wohl das beliebteste Kartenspiel für Kinder. Es geht darum, als Erster alle seine Karten abzulegen, indem man passende Farben oder Zahlen auf den Ablagestapel legt. Besondere Aktionskarten wie „Aussetzen“, „Retour“ und „Zieh 4“ sorgen für spannende Wendungen und strategisches Spiel.
Gesellschaftsspiele mit dem Teenager
- Trivial Pursuit*: Bei diesem Quizspiel, das seinen Siegeszug um die Welt in den 1980er-Jahren antrat, müssen die Spieler ihr Wissen in verschiedenen Kategorien unter Beweis stellen, um Wissensecken zu sammeln und damit das Spiel zu gewinnen. Schon in den 1990er-Jahren kam eine Kinder-Edition auf den Markt, die ins Reisegepäck kam, wenn wir mit dem Auto unterwegs waren. Das Spiel bietet eine spannende Mischung aus Wissen, Strategie und Glück und ist perfekt für gesellige Abende. Meine Tochter und ich spielen noch heute gern zusammen Trivial Pursuit.
- Activity*: Das unterhaltsame Partyspiel, bei dem die Spieler Begriffe zeichnen, pantomimisch darstellen oder umschreiben müssen, damit ihre Teammitglieder sie erraten, sorgte immer für viel Gelächter. Man kann es schon ab drei Personen spielen, mehr Spaß macht es aber in größeren Gruppen.
- Die Siedler von Catan (seit 2015 Catan – Das Spiel*) : Als das strategische Brettspiel 1995 zum Spiel des Jahres gewählt wurde, gab es wohl kaum eine Familie in Deutschland, die nicht mit dem Siedler-Fieber infiziert wurde. Die Spieler sammeln Ressourcen, bauen Handelsrouten auf und errichten Siedlungen, um Punkte zu gewinnen. Das Spiel fördert strategisches Denken und Verhandlungsfähigkeiten und hat sich zu einem modernen Klassiker entwickelt.
Welche Reisespiele wecken bei dir nostalgische Erinnerungen an vergangene Sommerferien? Teile deine liebsten Spiele und Geschichten in den Kommentaren. Vielleicht inspirieren dich die alten Klassiker ja sogar zu einem Spieleabend mit der Familie oder Freunden. Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen!
Es gibt so viele wunderbare Spiele. Mich begeistern ebenfalls Brett- und Kartenspiele, die sind im Urlaub immer dabei.
Als Kind habe ich Sagaland geliebt, das konnte ich stundenlang mit meinen Freunden spielen.
Als Lerntherapeutin spiele ich unglaublich viel und gerne mit meinen Schülern und bin daher überzeugt, dass ich den tollsten Job der Welt habe:-)
Liebe Susanne,
vielen Dank, dass du dein Lieblingsspiel aus Kindertagen mit uns teilst. Ich muss zugeben, dass ich noch nie Sagaland gespielt habe und jetzt erst mal googeln musste, was das ist🙈. Wahrscheinlich liegt es daran, dass dieses Spiel auf den Markt kam (1982), als ich 20 und mit ganz anderen Dingen beschäftigt war. Als dann meine Tochter im Alter für Gesellschaftsspiele war, gab es dann wieder so viel Neues, das ausprobiert werden musste. Super, dass du in deinem Beruf immer noch viel spielst – das macht dann sicher auch den Kindern Freude, mit denen du arbeitest.
Herzliche Grüße
Angelika