Aktualisiert am 20. November 2025 von Angelika Klein

15 Grad und Sonnenschein inspirierten mich heute zu einem Ausflug ins Stauferland, zwischen Göppingen und Schwäbisch Gmünd – eine Gegend voller Geschichte, in der einst die mächtigste Dynastie Süddeutschlands ihre Wurzeln hatte. Ihre bekanntesten Vertreter waren Friedrich I. Barbarossa, Heinrich IV. und Friedrich II. Der Tag begann am Kloster Lorch, das malerisch auf einem Höhenrücken über dem Remstal liegt, und endete in Schwäbisch Gmünd, der ältesten Stauferstadt.

Am Limes – der rekonstruierte Römische Wachturm bei Lorch

Noch bevor ich das Klostergelände betrat, hielt ich am rekonstruierten Römischen Wachturm, der gleich neben dem Parkplatz steht. Hier verlief einst der Obergermanisch-Rätische Limes, der heute zum UNESCO-Welterbe gehört. Der Turm und ein Stück Palisadenzaun wurden 1996 nach archäologischen Vorlagen wieder aufgebaut und geben einen anschaulichen Eindruck davon, wie die römische Grenzsicherung ausgesehen hat – faszinierend, sich vorzustellen, dass hier vor fast 2000 Jahren römische Soldaten patrouillierten.


👉 Mehr über den Obergermanisch-Rätischen Limes erfährst du in meinem Artikel über das UNESCO-Welterbe in Deutschland.

Rekonstruktion eines römischen Wachturms am Kloster Lorch

Staufer-Falknerei Kloster Lorch

Gleich beim Parkplatz stößt man auf die Staufer-Falknerei, deren Eingang schon neugierig macht. Die Vorführungen finden allerdings nur samstags, sonn- und feiertags statt – an meinem Besuchstag war also Ruhe im Horst. Doch am Wochenende und an Feiertagen gibt es Flugschauen, die besonders für Familien ein echtes Highlight sind.

Eingang zur Staufer-Falknerei am Kloster Lorch

Die Abtei – ein Fachwerkjuwel aus dem 16. Jahrhundert

Beeindruckend fand ich das repräsentative Fachwerkhaus der Abtei, das zwischen 1525 und 1546 erbaut wurde. Das Schmuckstück beherbergt heute ein Pflegeheim.

Fachwerkhaus der Abtei im Kloster Lorch

Luthereiche, Brunnen und Klosterkirche

Der kunstvolle Brunnen wurde 1779 von der herzoglichen Gießerei in Königsbronn gefertigt. Er trägt das Wappen des Herzogtums Württemberg. Die Buchstaben CHZW stehen für „Carl Herzog zu Württemberg“. Die Zweige am oberen Bildrand gehören zur Luthereiche, die im Jahr 1883 zum 400. Geburtstag Martin Luthers hier gepflanzt wurde.

Brunnen unter der Luthereiche vor der Klosterkirche Lorch

Klosterkirche mit Marsiliusturm

Die Klosterkirche ist das Herzstück der Anlage. Von außen wirkt sie schlicht und wehrhaft, doch ihre romanischen Proportionen und der mächtige Marsiliusturm zeugen von der Bedeutung des Ortes. Das Kloster wurde um 1100 von den Staufern als Hauskloster und Grablege gegründet – ein spirituelles und dynastisches Zentrum der Familie.


👉 Mehr über das Kloster Lorch findest du in meinem Artikel über die Highlights der Schwäbischen Alb.

Kloster Lorch: Klosterkirche mit Marsiliusturm

Die Staufer-Tumba

Im Mittelschiff steht die Staufer-Tumba, die oft für ein Einzelgrab gehalten wird – tatsächlich ist sie ein Sammelgrab aller in der Klosterkirche bestatteten Staufer. 1475 ließ Abt Nikolaus Schenk von Arberg die vorhandenen Staufergräber öffnen und die darin befindlichen Überreste unter der Tumba beisetzen.

Staufer-Tumba im Mittelschiff der Klosterkirche Lorch

Blick vom Marsiliusturm ins Remstal

Über eine enge Wendeltreppe gelangt man hinauf auf den Marsiliusturm – und wird mit einem weiten Blick über das Remstal belohnt. Ein Ort zum Durchatmen und Genießen.

Kloster Lorch: Aussicht vom Marsiliusturm über das Remstal

Der Kräutergarten des Klosters

Zum Abschluss meines Rundgangs schlenderte ich durch den Kräutergarten, der liebevoll gepflegt ist und an die jahrhundertealte Tradition der Klostermedizin erinnert. Salbei, Thymian und Rosmarin gedeihen selbst im Spätherbst noch.

Kräutergarten im Kloster Lorch mit Beeten und Beschilderung

Marktplatz in Schwäbisch Gmünd

Nach dem Klosterbesuch fuhr ich weiter nach Schwäbisch Gmünd, der ältesten Stauferstadt überhaupt. Ihr Marktplatz gilt als einer der größten und schönsten Süddeutschlands: weitläufig, von prächtigen Fachwerk- und Barockhäusern gesäumt und in der Mitte der Marienbrunnen, der im Nachmittagslicht glänzte.

Marktplatz von Schwäbisch Gmünd mit Marienbrunnen

Die Johanniskirche

Am Marktplatz erhebt sich die Johanniskirche, eine der ältesten Hallenkirchen Württembergs. Besonders der Turm mit seinem Spitzhelm ist ein Blickfang – und von dort aus hat man ein schönes Panorama über die Gassen der Altstadt. Da ich schon den Marsiliusturm im Kloster erklommen habe, erspare ich mir hier aber den zweiten Aufstieg. Leider ist es schon zu spät, die Kirche von Innen zu besichtigen. Ein Grund mehr, nochmal nach Schwäbisch Gmünd zu kommen!

Johanniskirche mit in Schwäbisch Gmünd, davor der Marienbrunnen

Löwenbrunnen und Heilig-Kreuz-Münster

Ein weiteres Highlight ist der Löwenbrunnen mit Blick auf das monumentale Heilig-Kreuz-Münster, das größte Kirchenbauwerk der Stadt. Es gilt als die erste große Hallenkirche Süddeutschlands – und als Wiege einer Baumeisterdynastie, die die Gotik Europas prägte: Heinrich Parler der Ältere, gebürtig aus Schwäbisch Gmünd, war hier maßgeblich am Bau beteiligt. Von dieser Baustelle aus verbreitete sich der Ruhm der Parler-Familie weit über die Region hinaus. Ihre Mitglieder schufen später Meisterwerke wie den Veitsdom und die Karlsbrücke in Prag, St. Sebaldus in Nürnberg, das Rathaus in Krakau sowie die Münster in Freiburg, Ulm und Basel. Ein beachtliches Erbe, das in Schwäbisch Gmünd seinen Anfang nahm.

Löwenbrunnen vor dem Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd

Der romanische Glockenturm

Der romanische Glockenturm neben dem Münster ist ein ungewöhnlicher Blickfang – er wurde ursprünglich 1227/28 errichtet und war der Wohnturm eines Gmünder Bürgers. Nachdem in der Karfreitagsnacht 1497 beide Türme des Heilig-Kreuz-Münsters einstürzten, wurde das Gebäude zwischen 1502 und 1505 zum Glockenturm ausgebaut.

 Romanischer Glockenturm am Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd

Fazit

Mein Ausflug ins Stauferland war eine kleine Zeitreise zwischen römischem Limes, mittelalterlichem Klosterleben und historischer Altstadtkulisse. Das Kloster Lorch hat mich mit seiner Stille und dem weiten Blick über das Remstal fasziniert. Und Schwäbisch Gmünd? Eine charmante Mischung aus Geschichte und südländischem Flair – genau die Art Stadt, in der man spontan einen Cappuccino mehr trinkt als geplant. Wäscherschloss und Hohenstaufen musste ich auslassen – aber das macht die Vorfreude auf den nächsten Besuch nur größer.

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