Aktualisiert am 7. März 2024 von Angelika
Fürs heutige 12 von 12 möchte ich dich in die Kleinstadt Calw mitnehmen, die nur 35 km von meinem Wohnort Sindelfingen entfernt ebenfalls an der Deutschen Fachwerkstraße liegt. Calw ist der Geburtsort des Lieblingsschriftstellers meiner Jugendjahre, Hermann Hesse. Soweit ich mich erinnere, war in den 1970er- und 1980er-Jahren bei jungen Leuten kein deutscher Schriftsteller beliebter als Hermann Hesse, zumindest nicht im Schwabenland. Von Unterm Rad über Narziss und Goldmund bis Demian und Steppenwolf las ich alles, was unsere Stadtbibliothek hergab.
Aber zuerst lege ich einen Stopp in Hirsau ein, das auf der Strecke liegt. Ein Plakat am Eingang zur Klosteranlage verrät mir, dass die Klosteranlage Aufnahmekandidat fürs UNESCO-Weltkulturerbe ist.
In der romantischen Anlage kann man die Überreste eines 830 gegründeten Benediktinerklosters besichtigen, das Ende des 11. Jahrhunderts eines der bedeutendsten Klöster Deutschlands war. Wie auch das Nachbarkloster Maulbronn wurde Kloster Hirsau nach der Reformation 1536 in eine Klosterschule umgewidmet.
Die prächtige Renaissance-Ruine mit dem Torturm war das Jagdschloss der Herzöge von Württemberg. Wie das Kloster wurde es 1692 von den Franzosen während des Pfälzischen Erbfolgekrieges in Schutt und Asche gelegt.
Zwischen Ende Juli und Anfang August findet seit 2008 im Kreuzgang der Klosterruine St. Peter und Paul der Calwer Klostersommer in Hirsau statt, zu dem jedes Jahr bekannte Rockgruppen und Singer-Songwriter sowie Tausende von Besuchern in den Nordschwarzwald reisen. 2024 stehen unter anderem Manfred Mann’s Earth Band und Konstantin Wecker auf dem Programm.
Weiter gehts nach Calw, wo ich diesmal im ZOB-Parkhaus parke. Es hat keine Schranken und mein Kennzeichen wird automatisch bei der Einfahrt gelesen. Beim Bezahlen muss ich dann nur mein Kennzeichen am Kassenautomat eintippen. Das finde ich super praktisch. Von gehe ich nur über die Marktbrücke und schon bin ich mitten in der Altstadt.
Zweimal links abbiegend gelange ich zur Nikolausbrücke mit der hübschen gotischen Nikolauskapelle und einer lebensgroßen Bronzestatue von Hermann Hesse, der guckt, als würde er die auf die Brücke tretenden Spaziergänger begrüßen. Angeblich war die Brücke sein Lieblingsort in Calw. Die Statue wurde 2001 vom Künstler Kurt Tassotti, der ihr den Namen „Zwischen Verweilen und Aufbruch“ gab, anlässlich des 125. Geburtstags von Hermann Hesse geschaffen.
Die Nikolauskapelle wurde St. Nikolaus geweiht, der die Calwer gegen hohes und stürmisches Wasser der Nagold schützen sollte. In den Nischen rechts und links des Portals befinden sich die Figuren eines Tuchhändlers und eines Flößers als Symbole der beiden Gewerbezweige – Tuchmacherei und Flößerei -, die Calw im Mittelalter zu einer reichen Stadt gemacht hatten. Von diesem Wohlstand ist leider nicht viel geblieben.
Ich gehe zurück über die Marktstraße in die Salzgasse und verschaffe mir auf dem Marktplatz einen Überblick. Vor Hermann Hesses Geburtshaus ist ein Bierzelt aufgebaut -wegen des Calwer Nachtumzugs, der heute – am Rosenmontag – ab 19:01 Uhr stattfindet. Die ersten Narren trudeln schon ein.
Ich gehe weiter die Salzgasse hinauf zum Stadtgarten, die grüne Oase der Stadt. Hier ist auch der Ausgangspunkt vieler Wanderwege. Momentan finden im Stadtgarten Rodungs- und Sanierungsarbeiten statt, aber die Wege sind trotzdem begehbar. Die Stelen des Hermann-Hesse-Weges wurden leider für die Zeit der Sanierung abgebaut.
Doch einige von Hesses Gedichten kann ich auf den Stelen des Literaturgartens lesen, der von Schülern des Hermann-Hesse-Gymnasiums geschaffen wurde.
Vom Literaturgarten nehme ich den Trampelpfad nach rechts Richtung Schillerstraße. Am Wegrand stehen Bänke, von denen man in der warmen Jahreszeit die schöne Aussicht genießen kann. Ein hartgesottener junger Mann hat es sich auf einer Holzliege gemütlich gemacht.
In der Schillerstraße habe ich von der Höhe des Caféhäusles einen tollen Blick auf die Altstadt und den Nordschwarzwald. Der Lange lässt sich von hier besonders gut fotografieren. Der Lange ist der einzige erhaltene Turm der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Er diente damals auch als Gefängnis.
Das Caféhäusle ist ein echter Geheimtipp! Ich hatte das Glück, es kurz nach der Eröffnung bei einer Stadtführung während des Calwer Weihnachtsmarkts 2022 kennenzulernen. Im Winterhalbjahr ist es normalerweise geschlossen, aber für die Stadtführung hatte es geöffnet und versorgte die Teilnehmer mit köstlichen Belgischen Waffeln, Glühwein und Punsch. Hier komme ich auf jeden Fall in der warmen Jahreszeit nochmal her! Achtung: es ist auch im Sommer nur von Freitag bis Sonntag geöffnet.
Durch die Altburger Straße laufe ich wieder Richtung Marktplatz. Alle Geschäfte und Cafés sind geschlossen. Das liegt wohl am Rosenmontag.
Kurz vor dem Marktplatz biege ich nach links ab. Hier steht das Hermann-Hesse-Museum, das ich seit Jahren besuchen möchte, aber seit Jahren wird es renoviert. Wenn ich mich recht erinnere, war bei meinem letzten Besuch angekündigt, dass es 2024 wiedereröffnet wird. Jetzt ist es komplett eingerüstet und kann angeblich nächstes Jahr wieder besucht werden. Ich werde das überprüfen!
Durch Bierstraße und Lederstraße, die beide von wunderschön renovierten Fachwerkhäusern gesäumt sind, gehe ich zum Nagoldufer. Bei der Villa Wagner steht ein hübscher Pavillon. Von hier fotografiere ich das schöne Fachwerk-Ensemble in der Bischofstraße auf der anderen Seite der Nagold.
Nun wird es langsam dunkel und immer mehr Narren drängen in die Stadt. Nur noch eine Stunde bis zum Umzug. Ich habe keine Lust auf Gedränge. Da mich schon den ganzen Nachmittag Stimmungsmusik aus diversen Lautsprechern begleitete, habe ich für heute genug gesehen und gehört. Ich mache mich auf den Heimweg.
12 von 12 Infos
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Das Fotoprojekt 12 von 12 gibt es bei Caro von Draußen nur Kännchen. Am 12. des Monats machst du über den Tag verteilt viele Fotos und suchst abends 12 davon aus, zu denen du eine kurze Beschreibung verfasst. Unter Caros 12 von 12 Posting findest du eine Liste, in die du deinen eigenen 12 von 12 Blogartikel eintragen kannst.
Hallo Angie, schön, dass du die Schönheit Deutschlands teilst. Mich zieht es eher in die Ferne, doch Deutschland hat auch schöne Flecken. Danke dafür. Michaela
Liebe Michaela,
vielen Dank, dass du mein 12 von 12 gelesen hast. Ich reise auch gern in die Ferne, wo ich schon sehr viel gesehen habe. Während der Pandemie habe ich aber auch meinen Spaß am Reisen in Deutschland entdeckt, und darauf will ich mich in meinem Blog beschränken. Vielleicht ist ja auch mal was für dich dabei – es würde mich freuen😃.
Viele Grüße,
Angelika