Aktualisiert am 18. Dezember 2025 von Angelika Klein
Diese Woche bin ich auf UNESCO-Welterbe- und Weihnachtsmarkt-Tour. Gestern habe ich den Aachener Dom besichtigt, heute geht es per Bahn nach Köln.
Der Kölner Dom ist eines der bekanntesten Bauwerke Deutschlands – und doch erschließt sich seine Bedeutung oft erst auf den zweiten Blick. Als UNESCO-Welterbestätte steht er nicht nur für monumentale Architektur, sondern auch für die religiöse, politische und kulturelle Geschichte Europas. Seit Jahrhunderten prägt der Dom das Stadtbild, machte Köln zu einem der wichtigsten Pilgerzentren des Mittelalters und ist bis heute ein identitätsstiftendes Wahrzeichen der Stadt.
Dieser Tagesausflug nach Köln ist der Auftakt einer neuen Serie, in der ich nach und nach UNESCO-Welterbestätten in Deutschland vorstelle – nicht als vollständige Museumsbesuche, sondern als persönliche Momentaufnahmen, ergänzt durch historische Hintergründe und kunstgeschichtliche Einordnung. Der Kölner Dom eignet sich dafür besonders gut: Kaum ein anderes Monument vereint so eindrucksvoll mittelalterliche Baukunst, herausragende Kunstwerke und moderne Interventionen wie das Richter-Fenster.
1. Ankunft am Kölner Dom – die Westfassade
Mein erster Blick fällt auf die monumentale Westfassade des Kölner Doms mit ihren beiden Türmen. Mit 157,38 Metern Höhe war der Dom nach seiner Vollendung im Jahr 1880 zeitweise das höchste Bauwerk der Welt. Der Grundstein wurde bereits 1248 gelegt, doch der Bau zog sich – mit langer Unterbrechung – über mehr als 600 Jahre hin. Seit 1996 gehört der Kölner Dom zum UNESCO-Welterbe.

2. Blick von oben – KölnTriangle
Ich folge dem Rat einer freundlichen alten Dame, mit der ich mich im Zug unterhalten habe, und gehe als Erstes über die Hohenzollernbrücke zum gläsernen Hochhaus mit Besucherplattform. Vom KölnTriangle auf der rechten Rheinseite bietet sich ein großartiger Blick über Köln. Die Aussichtsplattform in 100 Metern Höhe ist bequem per Aufzug erreichbar. Von hier erkennst du die städtebauliche Dominanz des Doms besonders gut: Er überragt bis heute die gesamte Innenstadt und ist von fast jedem Punkt der Stadt zu sehen.

3. Dom, Rhein und Stadtpanorama
Auf dem Rückweg lege ich noch einen Fotostopp am Aussichtpunkt Hohenzollernbrücke ein. Der Ausblick zeigt Köln von seiner klassischen Seite: Dom, Altstadt, Rhein und Schifffahrt. Der Rhein ist seit der Römerzeit eine der wichtigsten Verkehrsachsen Europas – Köln war schon im Mittelalter ein bedeutender Handelsplatz und Erzbistum.

4. Liebesschlösser an der Hohenzollernbrücke
Die Hohenzollernbrücke ist berühmt für ihre Tausende von Liebesschlössern. Schätzungen gehen von über 500.000 Schlössern aus, die mehrere Hundert Tonnen wiegen. Die Brücke selbst stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert und ist heute eine der meistbefahrenen Eisenbahnbrücken Deutschlands – mit direktem Blick auf den Dom.

Rechtzeitig vor der Domführung, die um 15:30 Uhr beginnen soll, bin ich im Domforum, wo die Teilnehmer 10 Minuten vor Beginn Führung Kopfhörer und Audiogerät zum Umhängen erhalten. Pünktlich um 15:30 Uhr gehen wir mit unserer Guide an den Domschweizern vorbei in die Kathedrale.
5. Der Hochchor – Herzstück des Doms
Der Hochchor des Kölner Doms wurde bereits 1322 geweiht und ist der älteste fertiggestellte Teil der gotischen Kathedrale. Mit seinen hohen Maßwerkfenstern gilt er als eines der bedeutendsten Beispiele der französisch geprägten Hochgotik nördlich der Alpen. Auch der Kranz aus sieben Kapellen erinnert an französische Kathedralen wie die in Amiens oder Reims.

6. Der Dreikönigenschrein
Der Dreikönigenschrein ist das wichtigste mittelalterliche Kunstwerk des Kölner Doms – und eines der bedeutendsten Reliquiare des Mittelalters. Er wurde um 1180–1225 geschaffen und enthält die Reliquien der Heiligen Drei Könige, die Erzbischof Rainald von Dassel 1164 aus Mailand nach Köln brachte. Allein dieser Schrein machte Köln im Mittelalter zu einem der wichtigsten Wallfahrtsorte Europas.

7. Der Agilolphusaltar
Der Agilolphusaltar ist ein Antwerpener Schnitzaltar aus dem frühen 16. Jahrhundert (um 1520/1521). Er stammt ursprünglich aus der Kölner Stiftskirche St. Maria ad Gradus, die im 19. Jahrhundert abgebrochen wurde, und gelangte 1817 in den Kölner Dom. Mit seinem reichen Figurenprogramm aus fein geschnitztem Holz gehört der Altar zu den bedeutendsten Antwerpener Retabeln in Deutschland und steht exemplarisch für die hoch entwickelte Sakralkunst der Spätgotik.

8. Das Gerokreuz
Das Gerokreuz gilt als das älteste monumentale Kruzifix nördlich der Alpen. Es entstand um 970 und markiert einen Wendepunkt in der Darstellung Christi: Er wird erstmals nicht als triumphierender Sieger, sondern als leidender Mensch gezeigt. Dieses Kreuz hatte großen Einfluss auf die europäische Kunstgeschichte.

9. Das Bodenmosaik
Ein Blick nach unten lohnt sich: Das Bodenmosaik aus dem 19. Jahrhundert ist mit seinen insgesamt 1.350 Quadratmetern Fläche das größte Kunstwerk im Kölner Dom. Mein Bildausschnitt zeigt Erzbischof Konrad von Hochstaden, der am 15. August 1248 den Grundstein für den Kölner Dom legte. In seinen Händen hält er den Domgrundriss. Die Keramiksteine für das Mosaik wurden von Villeroy und Boch gefertigt – ein schönes Detail der Industriegeschichte, wie ich finde.

10. Die Mailänder Madonna
Die Mailänder Madonna ist eine gotische Holzskulptur aus dem frühen 14. Jahrhundert. Sie gelangte vermutlich zusammen mit den Reliquien der Heiligen Drei Könige aus Mailand nach Köln. Die Darstellung der Maria wirkt auffallend lebendig und menschlich – ein typisches Merkmal der gotischen Bildhauerkunst.

11. Das Richter-Fenster im Südquerhaus
Das farbige Fenster im Südquerhaus wurde 2007 nach einem Entwurf von Gerhard Richter eingesetzt. Es besteht aus 11.263 mundgeblasenen Glasscheiben in 72 Farben. Das abstrakte Fenster war zunächst umstritten, gilt heute aber als bedeutendes Beispiel zeitgenössischer Kunst im historischen Raum. Je nach Tageszeit ergibt sich ein durch den Lichteinfall verändertes Farbenspiel. Das ursprüngliche Fenster war im Krieg zerstört und 1948 durch eine farblose Verglasung ersetzt worden.

12. Weihnachtsmarkt am Dom – Abschluss bei Lichterglanz
Zum Abschluss des Tages gehe ich über den Weihnachtsmarkt am Dom. Der riesige Weihnachtsbaum und das Lichterzelt schaffen eine besondere Atmosphäre – vor allem vor der nächtlich beleuchteten Kathedrale. Ein stimmungsvoller Kontrast zwischen mittelalterlichem Weltkulturerbe und moderner Stadtkultur, bevor es für mich zurück nach Aachen geht.

Fazit: Weltkulturerbe zwischen Geschichte und Gegenwart
Ein Besuch im Kölner Dom zeigt eindrucksvoll, warum er den Status eines UNESCO-Welterbes trägt. Hier treffen über 1.200 Jahre Kirchengeschichte, mittelalterliche Hochkunst und zeitgenössische Gestaltung unmittelbar aufeinander. Vom Dreikönigenschrein über das Gerokreuz bis hin zum abstrakten Glasfenster von Gerhard Richter spannt sich ein weiter Bogen durch die europäische Kunst- und Kulturgeschichte.
Gerade im Zusammenspiel mit der Stadt – dem Rhein, den Brücken, dem modernen KölnTriangle und dem belebten Weihnachtsmarkt – wird deutlich, dass der Dom kein isoliertes Denkmal ist, sondern ein Bauwerk, das bis heute mitten im Alltag verankert ist. Dieser erste Teil meiner UNESCO-Serie soll dir Lust machen, genauer hinzuschauen: auf Orte, die man vielleicht schon zu kennen glaubt, deren Geschichte und Bedeutung sich aber erst auf den zweiten Blick wirklich erschließen.
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In meinem großen Übersichtsartikel zu den UNESCO-Welterbestätten in Deutschland findest du alle gelisteten Orte auf einen Blick – vom Kölner Dom bis zu weniger bekannten Welterbestätten, die ebenso lohnende Ziele für eine Reise oder einen Ausflug sind.
Der Kölner Weihnachtsmarkt am Dom zählt zu den beliebtesten Weihnachtsmärkten in Deutschland. Anja vom Reiseblog Travel on Toast stellt in ihrem Artikel über die schönsten Kölner Weihnachtsmärkte ihre Favoriten vor. Sie hat 12 Jahre in Köln gelebt und teilt in einem weiteren Beitrag ihre besten Tipps für Sightseeing, Shopping Restaurants und Hotels.
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