Aktualisiert am 30. Oktober 2024 von Angelika
Weimars Sehenswürdigkeiten stehen im Spannungsfeld kultureller Sternstunden und der größten Barbarei der Menschheitsgeschichte. Der Glockenturm des Buchenwald-Mahnmals auf dem Ettersberg ist weithin sichtbar und erinnert Stadtbewohner wie Besucher daran, dass die Nazis in der Klassikerstadt einst das größte Konzentrationslager auf deutschem Boden errichteten.
Ich habe Weimar 2021 zum ersten Mal während meines Roadtrips von Eisenach nach Berlin besucht und war so begeistert, dass ich im Mai 2023 gleich nochmal für vier Tage hingefahren bin.
Wenige Städte in Deutschland können gleich mit zwei großartigen UNESCO-Welterbestätten aufwarten. Weimar hat mit den Welterbestätten „Klassisches Weimar“ und „Bauhaus und seine Stätten in Weimar, Dessau und Bernau“ zwei echte Hochkaräter zu bieten. Zudem ist es eine der schönsten Städte Deutschlands!
Ich muss zugeben, dass es mir schwergefallen ist, Weimars Sehenswürdigkeiten nach Prioritäten zu ordnen. Daher habe ich mich entschlossen, das Ranking an der Bedeutung auszurichten, die diese Orte meiner ganz persönlichen Meinung nach für die deutsche Kultur und Geschichte haben.
Wenn du die vielen Facetten der deutschen Geschichte kennenlernen willst, dann geh nach Weimar!
Weimar Sehenswürdigkeiten – Rundgang an einem Tag (mit Karte)
Falls du nur einen Tag Zeit hast, um Weimar zu erkunden, kannst du die wichtigsten Highlights der Innenstadt mit diesem Stadtrundgang erkunden, den ich für dich ausgearbeitet habe. Du hast genügend Zeit, um Goethes Wohnhaus und die Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu besichtigen.
Wenn du das Bauhaus-Museum und/oder die Gedenkstätte Buchenwald besuchen möchtest, solltest du mindestens ein bis zwei zusätzliche Tage für deinen Weimar-Besuch einplanen.
Tipp: Reserviere die Tickets für Goethes Wohnhaus und die Herzogin Anna Amalia Bibliothek vorab online. Du musst dich in diesem Fall jeweils für ein 15-Minuten-Zeitfenster für den Eintritt entscheiden.
Starte deinen Rundgang am Frauenplan, wo du direkt Goethes Wohnhaus und (falls es deine Zeit erlaubt) auch die Ausstellung „Lebensfluten – Tatensturm“ besichtigen kannst.
Die Route für deinen Stadtrundgang kannst du dir auf dein Handy laden. Wie das geht, beschreibe ich in meinem ausführlichen Blogbeitrag Route planen mit Google Maps. Hinweis: Zur besseren Übersicht kannst du einzelne Ebenen der Karte ausblenden und dir beispielsweise nur die Route für den Rundgang anzeigen lassen.
Für deinen Rundgang durch die Innenstadt von Weimar empfehle ich dir folgende Reihenfolge:
A. Frauenplan (Goethes Wohnhaus)
B. Schillerstraße (Schillers Wohnhaus)
C. Theaterplatz (Goethe-Schiller-Denkmal, Deutsches Nationaltheater, Haus der Weimarer Republik, Wittumspalais)
D. Herderplatz (Herderkirche, Herders Wohnhaus)
E. Stadtschloss
F. Goethes Gartenhaus (von hier bist du in 4 Minuten am Haus am Horn!)
G. Tempelherrenhaus (in einem Umkreis von wenigen Metern findest du das Shakespeare-Denkmal, die Parkhöhle und das Liszt-Haus)
H. Herzogin Anna Amalia Bibliothek (Besichtigung Rokokosaal!)
I. Marktplatz (Touristen-Information, Lucas-Cranach-Haus, Hotel Elephant, Rathaus, Neptunbrunnen)
J. Ende des Stadtrundgangs ist wieder der Frauenplan, wo du dich stärken kannst, beispielsweise in Goethes Lieblingsgasthaus „Gasthaus zum Weißen Schwan“).
Vom Frauenplan sind es etwa 10 Minuten zu Fuß zum Historischen Friedhof mit der Fürstengruft. Der Abstecher lohnt sich!
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Weimar
1. Goethes Wohnhaus (Goethe Nationalmuseum)
Das Goethehaus am Frauenplan solltest du dir auf keinen Fall entgehen lassen! Goethe ist wohl DER große Deutsche, auf den sich die meisten Bundesbürger – egal welcher politischen Couleur, ob jung oder alt, ob in Ost oder West aufgewachsen – einigen können. In diesem prächtigen Haus, das der Dichterfürst fast 50 Jahre lang bis zu seinem Tod 1832 bewohnte, kannst du in Goethes Gedankenwelt und seine vielseitigen Interessen eintauchen.
Im Jahr 1782 mietete Goethe die westliche Hälfte des zwischen 1707 und 1709 vom Strumpfhändler Helmershausen erbauten barocken Hauses an. Nach der Rückkehr von seiner italienischen Reise 1788 wohnte er bis 1789 in diesen Räumen, zog dann aber mit seiner Geliebten und späteren Ehefrau Christiane Vulpius in ein Haus an der Marienstraße.
1792 kaufte Herzog Carl August das Haus und überließ es Goethe als Dienstwohnung, die er mit Christiane gemeinsam bewohnte. Nach Goethes Tod wohnte seine Schwiegertochter Ottilie mit ihren drei Kindern Alma, Walther und Wolfgang Maximilian im Haus (Goethes und Christianes Sohn August war bereits drei Jahre vor seinem Vater während einer Italienreise verstorben, Christiane war 1816 gestorben). Nach dem Tod Walthers, dem letzten direkten Nachkommen Goethes, ging das Haus am Frauenplan und Goethes umfangreiche Sammlungen 1885 gemäß Walthers Testament auf das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach über. Bereits seit 1886 können Besucher die Wohn- und Arbeitsräume des Dichters besichtigen.
Wie kam Goethe nach Weimar?
Goethe wurde 1749 in Frankfurt geboren, wo er nach seinem Studium der Rechtswissenschaft in Leipzig und Straßburg als Advokat arbeitete. Wie also kam er in das provinzielle Weimar mit nur 6000 Einwohnern, das für einen jungen Mann aus großbürgerlichen Frankfurter Kreisen nicht sonderlich attraktiv zu sein schien? Wunderknabe Goethe feierte schon 1773 mit dem Drama „Götz von Berlichingen“ seinen ersten großen Erfolg, durch den Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“ wurde er 1774 europaweit zum Star.
Der damals 18-jährige Herzog Carl August I. von Sachsen-Weimar-Eisenach – wie seine Mutter Anna Amalia begeisterter Kunstliebhaber und -förderer – besuchte Goethe auf seiner Kavaliersreise 1774 in Frankfurt und lud ihn nach Weimar ein. Ende 1775 hatte Goethe die Trennung von seiner Verlobten Lili Schönemann zu verarbeiten und folgte gern dem Ruf des Herzogs nach Weimar. Die beiden Männer wurden enge Freunde, der Herzog übertrug hohe Regierungsämter an Goethe, zahlte ihm ein gutes Gehalt und adelte ihn.
Was du in Goethes Wohnhaus alles sehen kannst
Goethe ließ das Haus nach seinen Vorstellungen umbauen. Über eine Treppe, die er bewusst mit sehr flachen Stufen anlegen ließ, schwebst du förmlich in die erste Etage, wo dich das in den Boden eingearbeitete „Salve“ begrüßt. In den farblich aufeinander abgestimmten und geschmackvoll eingerichteten Räumen kannst du Gegenstände aus Goethes umfangreichen Sammlungen sowie seine Privatbibliothek mit über 7.000 Bänden bestaunen. Goethes Arbeitsräume im Hinterhaus sind weitgehend im Originalzustand erhalten und relativ schmucklos ausgestattet – nichts sollte seine Konzentration stören. Die Einrichtung der anderen Räume entspricht weitgehend dem Zustand während Goethes letzter Lebensjahre. Im Schlafzimmer steht noch der Sessel, in dem Goethe am 22. März 1832 sitzend und umsorgt von Schwiegertochter Ottilie starb.
Schau dir unbedingt auch den schönen Garten des Hauses an, der vor allem Christianes Reich war. Sie baute hier Kräuter, Obst und Gemüse zur Selbstversorgung an. An der südlichen Hauswand wurden an Spalieren Aprikosen und Wein gezogen. Goethe führte im Hausgarten auch botanische Experimente durch. Im Steinpavillon an der Ackerwand war seine Mineraliensammlung untergebracht.
Die Dauerausstellung „Lebensfluten – Tatensturm“ im Anbau von Goethes Wohnhaus habe ich mir erst bei meinem zweiten Besuch in Weimar angesehen und kann sie sehr empfehlen. Dort sind viele persönliche Gegenstände Goethes ausgestellt, zum Beispiel sein Reisemantel, Lederstiefel, Zeichnungen und Briefe. Die Eintrittskarte zum Goethe-Nationalmuseum beinhaltet Goethes Wohnhaus und die Ausstellung.
Goethes Wohnhaus ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes „Klassisches Weimar“.
2. Gedenkstätte Buchenwald
In Weimar liegen Licht und Dunkelheit der deutschen Geschichte nah beieinander. Auf dem Ettersberg vor den Toren Weimars erbauten die Nazis das größte KZ auf deutschem Boden – Buchenwald. Bei der geführten Tour durch die Gedenkstätte Buchenwald erfährst du die Eckdaten: 277.800 Häftlinge, davon 30.000 Minderjährige, 28.230 Frauen, 249.570 Männer, aus über 50 Ländern, 56.000 Tote, Alter der Häftlinge: 2 bis 86 Jahre …
Die fachkundigen Guides schildern eindrucksvoll, was sich hinter dem Zaun – direkt neben einem von der SS eingerichteten Freizeitareal – vor den Augen der Weimarer abgespielt hat.
Der Weg von Weimar nach Buchenwald führt über eine Betonstraße, die die Häftlinge, von der SS brutal angetrieben, selbst erbauen mussten. Sie nannten sie „Blutstraße“ – und so heißt die Straße noch heute.
Das Buchenwald-Tor
Über dem Eingang zum Lager steht die Uhr auf 15:15 Uhr – der Stunde der Befreiung am 11. April 1945. Am schmiedeeisernen Eingangstor steht der zynische, nur von innen lesbare Satz „Jedem das Seine“. Franz Ehrlich, ein ehemaliger Bauhaus-Schüler, der als Kommunist in Buchenwald inhaftiert war, musste 1938 die Buchstaben für das Tor entwerfen. Dass er dafür die Bauhaus-Schrift verwendete, war seine Art von Protest – dem Lagerkommandanten fiel es nicht auf.
Nach dem Krieg richteten die Sowjets das Speziallager Nr. 2 auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers ein. Interniert waren beispielsweise NSDAP-Mitglieder, deutsche Spione, Betreiber illegaler Sendestationen, aber auch Journalisten und Jugendliche. Das Lager wurde 1950 aufgelöst. Seit 1990 arbeitet die Gedenkstätte Buchenwald auch diesen Teil der Lager-Geschichte auf, der während der DDR-Zeit tabuisiert war.
Das Buchenwald-Mahnmal
Der riesige Glockenturm des Buchenwald-Mahnmals in der Nähe des ehemaligen KZ ist von vielen Orten in und um Weimar sichtbar. Er wurde bis 1958 als Nationaldenkmal der DDR auf der Grabstätte Tausender von KZ-Häftlingen erbaut. Die Figuren der weltberühmten Bronzeplastik von Fritz Cremer überblicken das Weimarer Land und erinnern an den Widerstandskampf im Lager, der am 11. April 1945 zur Befreiung der 21.000 Inhaftierten noch vor Eintreffen der amerikanischen Soldaten führte. Die fast 7 Tonnen schwere Glocke des Mahnmals wird stündlich geschlagen.
Was sich am Tatort Buchenwald abgespielt hat, lässt sich nicht in einem Blogbeitrag zusammenfassen. Das KZ ist ein Teil der Geschichte dieser Stadt, mit dem sich jeder Besucher auseinandersetzen sollte. Ausführliche Informationen zur Geschichte Buchenwalds findest du auf der Website der Gedenkstätte Buchenwald.
3. Bauhaus-Museum
Weimar hat neben den Stätten des Klassischen Weimar noch ein weiteres UNESCO-Welterbe zu bieten: das Bauhaus.
Die historischen Entwicklungen und den Geist des Bauhauses kannst du im 2019 eröffneten Bauhaus-Museum Weimar erleben. Das moderne Gebäude beherbergt eine beeindruckende Sammlung von Kunstwerken, Möbeln, Textilien und Architekturmodellen, die die bahnbrechende Arbeit der Bauhaus-Künstler und -Designer repräsentieren. Unter anderem siehst du in diesem großartigen Museum Designklassiker wie Peter Kelers Bauhaus-Wiege, die Wagenfeld-Tischlampe, die Thonet-Freischwinger-Stühle und den Barcelona-Sessel von Ludwig Mies van der Rohe.
Das Bauhaus in Weimar
Der Direktor der Großherzoglich-Sächsischen Kunstgewerbeschule, der Belgier Henry van de Velde, verließ Weimar 1917 während des Ersten Weltkriegs, da er als sogenannter „feindlicher Ausländer“ von Polizei und Behörden drangsaliert wurde. Er wünschte sich Walter Gropius als Nachfolger.
Gropius gründete daraufhin 1919 in Weimar mit dem Bauhaus DIE stilprägende Kunstschule des 20. Jahrhunderts. Eine Grundidee des Bauhauses war es, die Architektur mit den anderen Künsten und dem Handwerk zu verbinden. Gropius holte so bedeutende Künstler wie Wassily Kandinsky, Paul Klee, Lyonel Feininger, Oskar Schlemmer und Gerhard Marcks nach Weimar.
Nachdem die rechtsgerichteten Parteien 1924 die Thüringer Landtagswahl gewonnen hatten, drehten sie dem Bauhaus den Geldhahn ab. Daraufhin verlegte Gropius die Kunstschule ins sozialdemokratische Dessau (Sachsen-Anhalt). Als die NSDAP hier 1931 die Gemeinderatswahlen gewann, zog das Bauhaus nach Berlin um und wurde dort 1933 endgültig durch die Nazis geschlossen.
In Weimar zählen das Hauptgebäude der Bauhaus-Universität und die ehemalige Kunstgewerbeschule, beide entworfen von Henry van de Velde, sowie das Haus am Horn (1923 von Georg Muche als Musterhaus entworfen – zu besichtigen im Park an der Ilm) zum UNESCO-Weltkulturerbe „Bauhaus und seine Stätten in Weimar, Dessau und Bernau“.
4. Rokokosaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Der Rokokosaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek ist nicht nur ein geschichtsträchtiger Ort, sondern auch eine wahre Augenweide, die du dir auf keinen Fall entgehen lassen solltest. Sie repräsentiert das klassische Weimar auf großartige Weise. An kaum einem anderen Ort kommst du dem Viergestirn der Weimarer Klassik – Goethe, Schiller, Wieland und Herder – näher als im ovalen, zweigeschossigen Herzstück der Bibliothek.
Wer war Anna Amalia?
Die Namensstifterin Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach, geborene Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel, war die Mutter von Goethes Freund Carl August I. Nach dem frühen Tod ihres Mannes Ernst August II. (1737 – 1758) übernahm sie die Regierungsgeschäfte, bis ihr ältester Sohn volljährig war.
Anna Amalia war eine emanzipierte, gebildete und musisch sehr begabte Frau, die Tabak schnupfte und das Kartenspiel liebte (was zur damaligen Zeit auch unter Frauen Mode war). Für die Erziehung ihrer Söhne holte sie die Dichter Wieland und Knebel an den Weimarer Hof. Sie war damit eine wichtige Wegbereiterin der Weimarer Klassik.
Die Bibliothek im Grünen Schloss
Die 1692 von Herzog Wilhelm Ernst gegründete Herzogliche Bibliothek platzte 1766 mit 30.000 Bänden aus allen Nähten. Daher verlegte Anna Amalia sie in das Grüne Schloss am Park an der Ilm. Herzog Carl August setzte Goethe 1797 als Chefbibliothekar ein. Zusammen mit Christian Gottlob Voigt reformierte und erweiterte Goethe die Bibliothek. Als er starb, umfasste der Bestand bereits rund 80.000 Bücher. Ende des 20. Jahrhunderts wurde die Bibliothek im Grünen Schloss um das Rote und Gelbe Schloss auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes der Demokratie erweitert. In den Innenhof des alten Gebäudeensembles wurde in einem würfelförmigen Neubau ein Studienzentrum eingerichtet.
Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek ist eine Archiv- und Forschungsbibliothek. Die Bücher können im Lesesaal und in den digitalen Sammlungen gelesen und erforscht werden. 40.000 Bände stehen im Rokokosaal, mehr als eine Million im Magazin unter dem Platz der Demokratie. Jährlich kommen Zehntausende Bücher und digitale Medien hinzu.
Der Brand in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Vielleicht kannst auch du dich noch an den katastrophalen Brand erinnern, bei dem 50.000 der wertvollen Bücher für immer verloren gingen. Am Abend des 2. September 2004 brach im Dachstuhl der Bibliothek ein Feuer aus – vermutlich verursacht durch ein defektes Elektrokabel. Von 25.000 Büchern – den sogenannten „Aschebüchern“ – blieben nur Fragmente erhalten. Doch 118.000 Bände konnten in einer spektakulären Rettungsaktion geborgen werden. Die Feuerwehren aus dem ganzen Umland waren beteiligt, und Hunderte von Weimarer Bürgern bildeten Menschenketten, um Büsten, Gemälde und Bücher zu retten. An der Restaurierung der Einbände waren europaweit 27 Werkstätten beteiligt.
Da es 2004 noch keine standardisierte Methode gab, um Brandschäden an Büchern in so großen Mengen zu behandeln, hat die Herzogin Anna Amalia Bibliothek 2008 mit Hilfe der Vodafone Stiftung Deutschland in Weimar die bundesweit einzige Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut errichtet. Seither wurden hier in einem standardisierten Verfahren ca. 60.000 Seiten der beschädigten Bücher restauriert. Mithilfe der Volkswagen Stiftung konnte ein Teil der Aschebücher digitalisiert werden.
Die Bibliothek konnte 2007 nur drei Jahre nach dem Brand wiedereröffnet werden.
5. Schillers Wohnhaus
Schillers Wohnhaus ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Weimar, insbesondere für Literaturfreunde. Es liegt nur wenige Schritte von Goethes Haus am Frauenplan entfernt. Die beiden Dichter besuchten sich häufig, um zu diskutieren und zusammenzuarbeiten. Sie schrieben sich aber auch eine Menge Briefe (Goethe selbst gab den Briefwechsel, den er als seinen größten Schatz bezeichnete, 1828/29 heraus). Schiller lebte in diesem Haus mit seiner Frau Charlotte und den vier Kindern von 1802 bis zu seinem Tod 1805 im Alter von nur 45 Jahren.
Das Haus ist liebevoll restauriert und zeigt authentisch, wie der Dichter dort einst lebte und arbeitete. In den Räumen findest du persönliche Gegenstände, Möbel und Schriften, die einen unmittelbaren Eindruck von Schillers Alltag vermitteln. Es ist, als ob die Zeit stehen geblieben wäre und du Schiller selbst gegenübertreten könntest. In Schillers Arbeitszimmer kannst du seinen Original-Schreibtisch sehen, an dem er „Die Braut von Messina“ und „Wilhelm Tell“ schrieb, mit einigen Original-Gegenständen wie Tintenfass und Briefbeschwerer.
Wie kam Schiller nach Weimar?
Friedrich Schiller wurde 1759 im schwäbischen Marbach am Neckar geboren und studierte an der Karlsschule in Stuttgart zunächst Recht, später Medizin, worin er 1780 promovierte. Seine Leidenschaft galt jedoch dem Schreiben. Sein erstes Drama „Die Räuber“ wurde 1782 in Mannheim uraufgeführt und machte ihn über Nacht berühmt. Für die Uraufführung hatte er – inzwischen Militärarzt – Stuttgart unerlaubterweise verlassen, was den württembergischen Landesherrn Herzog Carl Eugen so ärgerte, dass er Schiller nach einem weiteren unerlaubten Theaterbesuch das Schreiben verbot.
Seine Flucht führte Schiller erstmals nach Thüringen. Die Jahre 1783 bis 1789 waren für ihn trotz seines Erfolgs als Autor prekär. Ständig auf der Suche nach Förderern, die ihm als einem der ersten „Berufsschriftsteller“ den Lebensunterhalt finanzierten, wechselte er häufig den Wohnsitz. Obwohl die erste Begegnung mit Goethe 1788 in Rudolstadt eher unterkühlt verlief, verhalf dieser ihm zu einer Professur in Jena – zunächst ohne Gehalt. Schiller war bei den jungen Leuten so populär, dass der Ansturm von Studenten bei seiner Antrittsvorlesung die Kapazität des Hörsaals sprengte. Ab 1790 erhielt Schiller vom Weimarer Herzog Carl August ein Gehalt, wodurch sich seine finanzielle Lage verbesserte. Endgültig nach Weimar zog Schiller aber erst 1799. Das Haus an der Esplanade, die heute Schillerstraße heißt, kaufte er 1802.
Um das Haus nach Schillers Tod halten zu können – denn es lastete noch eine Restschuld darauf -, vermietete seine Frau Charlotte die Räume in der Mansarde.
Schillers Wohnhaus wurde das erste Literaturmuseum im deutschsprachigen Raum, nachdem die Stadt Weimar das Haus 1847 gekauft hatte.
6. Park an der Ilm mit Goethes Gartenhaus
Ein Highlight für jeden Weimar-Besucher ist der wunderschöne Park an der Ilm (auch Ilmpark genannt), der eng mit Goethes Leben und Werk verbunden ist. Herzog Carl August I. von Sachsen-Weimar-Eisenach, mit dem Goethe eng befreundet war, schenkte dem Dichter ein ehemaliges Weinberghaus mit Garten, das Goethe sieben Jahre lang – bis zu seinem Umzug an den Frauenplan – bewohnte.
Inspiriert von englischen Landschaftsgärten und dem Wörlitzer Park bei Dessau begannen der Herzog und Goethe 1778, den Park an der Ilm unter Einbeziehung dreier älterer herzoglicher Gärten schrittweise anzulegen. Der Park war weder von einem Zaun noch von einer Mauer umgeben und somit für alle Bürger der Stadt frei zugänglich. Er ist eine der am besten erhaltenen Parkanlagen der Romantik in Deutschland, mit einem nahezu unveränderten, zum Teil exotischen Baumbestand, Sichtachsen, Grotten, künstlichen Ruinen und Brücken.
Im Gartenhaus kannst du Originalmöbel wie Goethes Stehpult und Sitzbock sehen und dir vorstellen, wie er durchs Fenster seines Schlafzimmers zum Haus Charlotte von Steins hinübersah, während er leidenschaftliche Verse dichtete.
Schon in den frühen Weimarer Jahren kümmerte sich Goethes eigenes Personal um das Haus, das damals viel üppiger ausgestattet war als jetzt. Der Dichter steckte viel Liebe in seinen Garten. Er legte Gemüsebeete und Blumenrabatten an, pflanzte Rosensträucher, Obstbäume und Koniferen.
Im Garten findest du auch eine bemerkenswerte Skulptur, die Goethe selbst zusammen mit seinem ehemaligen Leipziger Lehrer Adam Friedrich Oeser entwarf – den Stein des guten Glücks (auch „Altar der Agathe Tyche“). Der Quader (Symbol für Stabilität und Beständigkeit) mit aufgesetzter Kugel (Symbol für das launische Glück, Labilität und Rastlosigkeit) war eines der ersten nichtfigürlichen Denkmäler in Deutschland.
Das Gartenhaus blieb für Goethe bis an sein Lebensende ein wichtiger Rückzugsort. Haus und Garten sind fast unverändert erhalten geblieben und wurden schon bald nach Goethes Tod zu einem Wallfahrtsort für seine Fans.
Außer Goethes Gartenhaus gibt es im Park an der Ilm noch eine Reihe weiterer Sehenswürdigkeiten. Hier ist eine Auswahl:
- Römisches Haus: Der Sommersitz Carl Augusts, das dieser auf Anregung von Goethe nach dessen Italienreise im Stil eines Tempels erbauen ließ.
- Borkenhäuschen: 1778 schuf Goethe zum Namenstag von Herzogin Luise eine kleine Einsiedelei mit Hütte, das Luisenkloster. Die Hütte wurde 1784 zum Borkenhäuschen umgebaut und diente Herzog Carl August als Rückzugsort bis zur Fertigstellung des Römischen Hauses 1797.
- Franz-Liszt-Denkmal: 1902 von Hermann Hahn zu Ehren Franz Liszts geschaffen, der von 1848 bis 1861 und von 1868 bis zu seinem Tod 1886 in Weimar lebte.
- Tempelherrenhaus: Die Überreste eines 1821/23 erbauten und 1945 zerstörten herzoglichen Salons mit Aussichtsturm.
- Künstliche Ruine: Es entsprach dem Zeitgeschmack, in englischen Landschaftsgärten künstliche Ruinen zu errichten. Diese wirkt wie die Reste einer mittelalterlichen Burg.
Der Park an der Ilm mit Goethes Gartenhaus gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe „Klassisches Weimar“.
7. Deutsches Nationaltheater und Goethe-Schiller-Denkmal
Das Deutsche Nationaltheater ist eine der renommiertesten Bühnen Deutschlands. Ab 1791 wurde es von Goethe geleitet, der hier fast alle Dramen Schillers zur Uraufführung brachte.
Die Freundschaft zwischen Goethe und Schiller
1794 begegneten sich Schiller und Goethe bei der Sitzung der Naturforschenden Gesellschaft in Jena und diskutierten nach der Sitzung über Goethes Theorie der Urpflanze. Dieses Ereignis war laut Goethes Aufzeichnungen der Beginn ihrer legendären Freundschaft. Von da an schrieben sie sich Briefe, besuchten sich gegenseitig und arbeiteten auch an ihren jeweiligen Werken eng zusammen.
Nachdem Schiller 1799 nach Weimar gezogen war, sahen sich die beiden fast täglich, arbeiteten oft bis spät in die Nacht zusammen, waren in ihrem literarischen Schaffen kritische und inspirierende Gesprächspartner füreinander. Schillers Tod infolge einer Lungenentzündung im Jahr 1805 traf Goethe hart: „Ich dachte mich selbst zu verlieren, und verliere nun einen Freund und in demselben die Hälfte meines Daseins“, schrieb er in einem Brief an Carl Friedrich Zelter.
Das Theatergebäude ist nicht mehr dasselbe wie zu Zeiten der Weimarer Klassik. Als es den Anforderungen nicht mehr genügte, wurde es 1907 abgerissen und durch einen neoklassizistischen Bau ersetzt. Am 31. Juli 1919 wurde in diesem Theater – kurz nach Gründung der Weimarer Republik – die erste demokratische Verfassung Deutschlands verabschiedet.
Leider folgte dieser historischen Sternstunde eine Zeit des Niedergangs. 1926 fand im Theater Goethes und Schillers der erste Reichsparteitag der NSDAP statt, und im Zweiten Weltkrieg wurde in dem Gebäude gar eine Rüstungsfabrik eingerichtet. Am 9. Februar 1945 wurde es bei der Bombardierung Weimars durch die Amerikaner bis auf Teile der Fassade in Schutt und Asche gelegt. Zu Goethes 199. Geburtstag wurde es bereits 1948 als erstes deutsches Theater mit Faust I wiedereröffnet.
Vor dem Theater steht das Doppeldenkmal von Goethe und Schiller, wohl eines der bekanntesten deutschen Denkmäler. Obwohl Goethe nur 1,69 m groß war, hat der Dresdner Bildhauer Ernst Rietschel ihn in der Größe Schiller angeglichen, der mit 1,80 m für damalige Verhältnisse ein großer Mann war. Das Bronzedenkmal wurde am 4. September 1857 zum 100. Geburtstag von Herzog Carl August I. von Sachsen-Weimar und Eisenach enthüllt. Die Bronzeplatte am Granitsockel trägt die Inschrift „Dem Dichterpaar Goethe und Schiller. Das Vaterland.“
8. Historischer Friedhof und Fürstengruft
Weimars historischer Friedhof ist einer der schönsten und bedeutendsten in ganz Deutschland. Mittelpunkt des 1818 angelegten Areals ist die Fürstengruft, in der sich die Särge der herzoglichen Familie von Sachsen-Weimar und Eisenach sowie die von Goethe und Schiller befinden. Herzog Carl August wollte seinem Freund Goethe auch im Tode nah sein und veranlasste, dass Goethe hier beigesetzt wurde. Im Todesjahr des Herzogs (1828) ließ Bürgermeister Schwabe, der Schiller noch persönlich kannte, dessen vermeintliche Gebeine auf den Historischen Friedhof überführen, da Goethe sich wiederum wünschte, neben Schiller bestattet zu werden.
Schiller war ursprünglich, wie andere verdiente Bürger Weimars, die keine eigene Familienbegräbnisstätte besaßen, im Kassengewölbe des Jakobsfriedhofs bestattet worden. Da es sich hierbei um ein Sammelgrab handelte, wurden immer wieder der Verdacht geäußert, dass die in Schillers Sarg befindlichen Gebeine womöglich gar nicht die von Schiller sind. Im Jahr 2008 wurde im Rahmen eines internationalen wissenschaftlichen Projekts der Schiller-Code geknackt und es stellte sich heraus, dass im Sarg von Schiller kein Schiller drin war. Die Klassik-Stiftung beschloss daraufhin, nicht weiter nach Schillers Knochen zu suchen. Seither ist der Sarg neben Goethe, auf dem Schillers Name steht, leer.
Unweit der Fürstengruft findest du die Gräber der Familie Goethe und von Goethes Weggefährtin Charlotte von Stein, sowie von Goethes Freund Johann Peter Eckermann. Ebenfalls sehenswert ist das von Walter Gropius geschaffene Denkmal für die Märzgefallenen im südlichen Teil des Friedhof.
Die schöne russisch-orthodoxe Kapelle, die mit der Fürstengruft verbunden ist, ist die Begräbnisstätte Maria Pawlownas, einer Tochter des russischen Zaren Paul I., die mit dem Sohn von Goethes Freund Carl August verheiratet war. Sie wurde hier in russischer Erde und gemäß ihrem orthodoxen Glauben bestattet.
Die Fürstengruft und der Historische Friedhof zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe Klassisches Weimar.
9. Schloss und Park Belvedere
In und um Weimar kannst du viele Schlösser entdecken. Das schönste ist Schloss Belvedere, die ehemalige barocke Sommerresidenz der herzoglichen Familie von Sachsen-Weimar und Eisenach. Vor allem Herzogin Anna Amalia und Großherzogin Maria Pawlowna (die russische Zarentochter war mit Großherzog Carl Friedrich – dem Sohn von Goethes Freund Carl August – verheiratet) zogen sich gern hierher zurück. In den Gärten des Palastes kannst du versteckte Plätze, künstliche Ruinen und Skulpturen entdecken. Von der Anhöhe, auf der das Schloss errichtet wurde, hast du einen herrlichen Blick auf Weimar – wie der Name „Belvedere“ (schöne Aussicht) verspricht.
Zu Beginn der Renaissance wurden dem Adel die Stadtpaläste zu eng und man begann, in weitläufigen Parkanlagen Lustschlösser zu bauen. Zur Unterhaltung wurden Tänze, Konzerte und Jagden veranstaltet. Schloss Belvedere wurde ab 1724 von Herzog Ernst August als Nachbildung des Schlosses Belvedere in Wien erbaut, und da es auf einem Hügel mit Panoramablick liegt, brauchte er nicht einmal den Namen zu ändern.
Besonders sehenswert ist der Russische Garten, eine Kopie des Privatgartens der Zarenfamilie in St. Petersburg. Großherzog Carl Friedrich wollte, dass sich seine Frau Maria Pawlowna in Weimar zu Hause fühlt. Deshalb schenkte er ihr sieben Jahre nach ihrer Hochzeit dieses kleine Stück Russland, das sie an die Gärten in St. Petersburg erinnern sollte, wo sie einen Großteil ihrer Kindheit verbracht hatte. Der linke Teil des Gartens wird Amors Garten genannt, weil dort eine kleine Skulptur steht, die Amor beim Füttern einer Nachtigall darstellt.
Seit 1923 beherbergt das Schloss ein Museum für Kunsthandwerk aus dem 18. Jahrhundert, in dem erlesenes Porzellan aus dem Besitz der Weimarer Herzogsfamilie ausgestellt wird.
Die Orangerie ließ Herzog Carl August einrichten, der viel Geld für exotische Pflanzen ausgab. Zusammen mit Goethe führte er auf Schloss Belvedere botanische Experimente durch.
10. Herderkirche (Stadtkirche St. Peter und Paul)
Die Kirche St. Peter und Paul ist in Weimar als „Herderkirche“ bekannt. Auf Goethes Vermittlung hin berief Herzog Carl August 1787 den Theologen und Philosophen Johann Gottfried Herder zum Generalsuperintendenten der Weimarer Stadtkirche (dem Pendant zur Hofkapelle, die dem Adel vorbehalten war). Hier lauschten Schiller und Goethe den unkonventionellen Predigten Herders. Eine gusseiserne Platte mit Herders Motto „Licht, Leben, Liebe“ bedeckt sein Grabmal im Mittelschiff.
Die erste Kirche wurde von 1245 bis 1249 erbaut, aber 1299 bei einem Brand zerstört, der zweite Bau wurde beim Stadtbrand 1424 schwer beschädigt. Das heutige Gebäude geht auf eine Hallenkirche im spätgotischen Stil zurück, die zwischen 1498 und 1500 errichtet wurde. Der berühmteste Musiker, der hier wirkte, war Johann Sebastian Bach, der von 1707 bis 1718 in Weimar lebte.
1945 wurde die Kirche bei Luftangriffen schwer beschädigt. Für den Wiederaufbau, der bis 1953 dauerte, stiftete Literaturnobelpreisträger Thomas Mann das Preisgeld des Goethe-Nationalpreises, den er 1949 in Weimar erhalten hatte. Im Herbst 1989 war die Herderkirche ein wichtiger Versammlungsort der friedlichen Revolution. Die Kirche ist zusammen mit dem Herderhaus und -garten sowie dem benachbarten Alten Gymnasium Teil des Ensembles „Klassisches Weimar“, das 1998 ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde.
Die Hauptattraktion der Herderkirche ist der dreiflügelige Altar. Nach neueren Forschungen wurde das Altarbild „Christus am Kreuz“ von Lucas Cranach dem Jüngeren zwischen 1552 und 1555 geschaffen und nicht, wie lange angenommen, von seinem Vater Lucas Cranach dem Älteren in dessen Todesjahr. Es gilt heute als das Hauptwerk der sächsisch-thüringischen Kunst des 16. Jahrhunderts. Ein weiteres wichtiges Werk in der Kirche ist der sogenannte Lutherschrein von Veit Thiem, ein Tryptichon mit Porträts von Martin Luther, der mehrmals in der Kirche predigte.
11. Marktplatz Weimar Sehenswürdigkeiten
Auf jeden Fall musst du auch dem Marktplatz einen Besuch abstatten, der an Markttagen farbenfroher und geschäftiger Mittelpunkt der Stadt ist. Er wird von einer Reihe historischer Bauwerke eingerahmt, die eng mit der Weimarer Geschichte verbunden sind.
Hofapotheke
Die Gebäude an der Nordseite des Marktplatzes wurden alle während des Zweiten Weltkriegs zerstört. Erst ab zwischen 1988 und 1994 wurden sie rekonstruiert. Der Renaissance-Erker und das Portal der Hofapotheke konnten erhalten und in den Neubau integriert werden. Hier besorgte sich schon Goethe Salben und Carlsbader Salz – ein damals gebräuchliches Abführmittel.
Stadthaus
An der östlichen Ecke des Marktplatzes befindet sich die Touristen-Information in einem imposanten Stadthaus, das ebenfalls dem Bombenhagel zum Opfer fiel, aber bald nach dem Krieg wieder aufgebaut wurde.
Cranachhaus
Direkt daneben steht das Cranachhaus, eines der schönsten Renaissancegebäude Thüringens, ein Doppelhaus, das zwischen 1547 und 1549 nach Plänen Nikolaus Gromanns – einem der bedeutendsten Baumeister seiner Zeit – erbaut wurde. In der linken Haushälfte verbrachte Lucas Cranach der Ältere sein letztes Lebensjahr – trotz seines stolzen Alters von 80 Jahren immer noch voller Schaffensdrang. In der rechten Haushälfte lebte Cranachs Tochter mit ihrem Mann, dem herzoglichen Kanzler Christian Brück, der das Haus in Auftrag gegeben hatte. Ab 1732 befand sich in dem Gebäude Weimars älteste Buchhandlung, zu deren Kunden Goethe, Schiller, Herder und Herzogin Anna Amalia zählten. Heute befindet sich in dem Gebäude das „Theater im Gewölbe“.
Hotel Elephant
An der Südseite des Marktplatzes steht ein Hotel mit Weltruf, in dem schon Goethe seine Gäste unterbrachte – das Hotel Elephant. Es hat zahlreiche berühmte (und berüchtigte) Persönlichkeiten beherbergt, darunter Felix Mendelsohn-Bartholdy, Leo Tolstoi, Richard Wagner, Helmut Kohl, Michail Gorbatschow und Wladimir Putin. Hitler ließ sich bei seinen zahlreichen Aufenthalten in Weimar auf dem Balkon seines Zimmers von den Weimarer Bürgern bejubeln. Er ließ den Vorgängerbau, der ihm nicht repräsentativ genug war, 1938 durch den jetzigen Bau ersetzen. Erster Gast in der Suite mit dem Balkon war nach der Wiedereröffnung 1955 der Literaturnobelpreisträger Thomas Mann, der als scharfer Gegner des Nationalsozialismus 1938 in die USA emigriert war.
Rathaus
Das auffälligste Gebäude am Marktplatz ist wohl das neugotische Rathaus von 1841. Bei meinem ersten Besuch in Weimar 2021 war das Rathaus, das jahrelang saniert wurde, noch komplett eingerüstet. Diesmal (im Mai 2023) hatte ich Glück und konnte Rathaus und Marktplatz in ihrer ganzen Pracht bewundern. Die Rathausglocke wurde im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken eingeschmolzen. Seit 1987 erklingt vom Rathausturm mehrmals täglich ein Glockenspiel aus Meissener Porzellan, das mit jahreszeitlich passenden Liedern bespielt wird. Von Anfang Januar bis Ende März haben die Glocken Winterpause.
Neptunbrunnen
Beliebtestes Fotomotiv am Marktplatz ist der Neptunbrunnen, der älteste Brunnen der Stadt, der 1545 als Löwenbrunnen erbaut wurde. Der Löwe ist Weimars Wappentier und musste 1774 dem in der Renaissance beliebten Neptun weichen.
Der Weimarer Marktplatz spiegelt Weimars bewegte Geschichte und gehört zu einem Besuch der Stadt unbedingt dazu. Am besten schaust du an einem Markttag vormittags und auch mal am Abend vorbei, um die komplett unterschiedliche Atmosphäre – morgens bunt und umtriebig, abends ruhig und beschaulich – zu erleben.
12. Stadtschloss
Vorgänger des heutigen Stadtschlosses war eine hölzerne mittelalterliche Wasserburg. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum verheerenden Schlossbrand im Mai 1774 war es der Wohnsitz der Herzöge von Sachsen-Weimar und Eisenach. Durch den Brand wurde das Schloss unbewohnbar und Herzogin Anna Amalia zog ins Wittumspalais um. Erst 15 Jahre später nahm Herzog Carl August den Wiederaufbau in Angriff und ernannte Goethe zu Vorsitzenden der Schlossbaukommission. Der Wiederaufbau zog sich hin und erst 1803 bezog Carl August mit seiner Familie den Ostflügel des Schlosses. Höhepunkte der klassizistischen Innenausstattung aus dieser Bauphase sind das Treppenhaus ud der Festsaal.
Rechtzeitig zur Ankunft Maria Pawlownas, einer Tochter des russischen Zaren Paul I., die Carl Augusts Sohn Carl Friedrich 1804 in Sankt Petersburg heiratete, wurde der Westflügel fertig. Für das kleine Herzogtum Weimar war es wichtig, dass Maria, die aus einer der mächtigsten und reichsten Familien Europas stammte, in standesgemäße Räume einziehen konnte. Nach dem Tod ihres Schwiegervaters Carl August 1828 trat Maria Pawlowna als Großherzogin in die Fußstapfen von Anna Amalia und wurde eine große Förderin der Künste am Weimarer Hof.
Der Westflügel des Stadtschlosses wurde unter ab 1816 durch den neuen Oberbaudirektor Clemens Wenzeslaus Coudray, der maßgeblichen Anteil am heutigen klassizistischen Stadtbild Weimars hat, ausgebaut. Zwischen 1835 und 1847 ließ Maria Pawlowna die sogenannten Dichterzimmer zu Ehren von Goethe, Schiller, Herder und Wieland einrichten. Diese Memorialräume sind ein Gesamtkunstwerk, an dessen Ausgestaltung Künstler wie Karl Friedrich Schinkel, Clemens Wenzeslaus Coudray und Friedrich Preller der Ältere mitwirkten. Seit kurzem können sie nach umfassender Renovierung wieder im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Ich habe Ende Mai 2023 eine solche Führung mitgemacht und war begeistert! In den wirklich großartigen Wandmalereien sind Szenen aus den Werken der Dichter dargestellt.
Die Restaurierung der Dichterzimmer war Teil der Gesamtsanierung des Weimarer Stadtschlosses, die noch einige Jahre in Anspruch nehmen wird.
13. Wittumspalais
Das Wittumspalais war die Residenz von Anna Amalia, nachdem ihr ältester Sohn Carl August mit seiner Volljährigkeit die Regierungsgeschäfte von ihr übernommen hatte. Da das Stadtschloss wegen des großen Brandes 1774 keine Option war, suchte sie nach einer neuen Bleibe und befand das Wohnhaus des Ministers Freiherr Jakob Friedrich von Fritsch für geeignet, der es ihr für die stolze Summe von 20.100 Reichstalern überließ (was heute wohl einigen Millionen Euro entspräche).
Das Haus, in dem die Herzogin 33 Jahre lang lebte, gibt dir einen einmaligen, authentischen Einblick in die herzogliche Wohnkultur des 18. Jahrhunderts. Die Herzogin widmete sich hier ihren vielseitigen Interessen, sie komponierte, musizierte, malte und zeichnete. Im Tafelrundenzimmer empfing Anna Amalia regelmäßig Künstler und Gelehrte zum geselligen Beisammensein und um über vielfältige Themen zu diskutieren.
Beim Rundgang durch das Palais bekommst du die Privat- und Gesellschaftsräume der Herzogin zu sehen. Highlights sind das Tafelrundenzimmer, das Deckengemälde im Festsaal von Adam Friedrich Oeser und der Grüne Salon, das großteils original ausgestattete Wohnzimmer Anna Amalias.
14. Liszt-Haus
Nach Jahren als rastloser „reisender Virtuose“ ließ sich der geniale Pianist und Komponist Franz Liszt 1848 mit seiner neuen Lebensgefährtin, der allerdings bereits verheirateten Carolyne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein, in Weimar nieder, wo er vor Kurzem von Großherzog Carl Friedrich zum Kapellmeister berufen worden war. Zunächst lebte das Paar mit Carolynes Tochter 12 Jahre in der Altenburg am Rande Weimars. Nachdem die geplante Eheschließung der beiden (der Papst hatte inzwischen Carolynes Scheidung zugestimmt) in Rom gescheitert war, zog Liszt sich zunächst in ein Kloster zurück, nahm dann aber sein früheres Vagabundenleben wieder auf, was seiner enormen Produktivität jedoch nicht schadete.
1869 folgte Liszt dem Ruf Großherzog Carl Alexanders und ließ sich erneut in Weimar nieder, wo er eine Wohnung im ehemaligen Hofgärtnerhaus bezog, die er bis zu seinem Tod 1886 bewohnte. Hier unterrichtete er junge, begabte Pianisten aus dem In- und Ausland. Die Wohnräume Liszts können heute im Liszt-Haus besichtigt werden. Sein Musiksalon und das Arbeitszimmer samt Bechstein-Flügel sind original erhalten.
Liszts Grabstätte befindet sich übrigens nicht in Weimar, sondern in Bayreuth, wo er während eines Besuchs der Bayreuther Festspiele an einer Lungenentzündung starb.
Nicht weit vom Liszt-Haus erinnert im Park an der Ilm ein 1902 von Hermann Hahn geschaffenes Denkmal an den großen Komponisten.
15. Nietzsche-Archiv
Eine weitere hochinteressante Sehenswürdigkeit Weimars ist die Villa „Silberblick“. Hier verbrachte der Philosoph Friedrich Nietzsche seine letzten Lebensjahre in geistiger Umnachtung. Gepflegt wurde er von seiner Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche, die mit dem radikalen Anti-Semiten Bernhard Förster verheiratet gewesen war. Dieser hatte in Paraguay die Siedlung Nueva Germania, eine Art Zufluchtsort für die arische Rasse, gegründet🤦♀️.
Nietzsche starb in diesem Haus am 25. August 1900. Förster-Nietzsche ließ die Villa nach seinem Tod von Henry van de Velde umgestalten. Schon nach dem Tod der Mutter 1895 war es ihr gelungen, die Kontrolle über Nietzsches Werk an sich zu ziehen. Die von ihr gesammelten Manuskripte, Briefe und sonstige Dokumente ihres Bruders wurden hier von kompetenten Mitarbeitern archiviert – wie zum Beispiel Rudolf Steiner, der schon im Goethe-Archiv gearbeitet hatte, und Nietzsches Assistent Heinrich Köselitz, der als einziger Nietzsches Handschrift entziffern konnte. Keiner der Mitarbeiter hatte jedoch Zugang zum gesamten Archiv, sodass Förster-Nietzsches Fälschungen erst lang nach ihrem Tod 1935 aufflogen.
Du kannst die samt Einrichtung vollständig erhaltenen Privaträume besichtigen. Die Ausstellung im ehemaligen Speisezimmer thematisiert den Nietzsche-Kult im Nationalsozialismus, der von Elisabeth Förster-Nietzsche befördert wurde. Hitler besuchte Förster-Nietzsche zwischen 1932 und 1934 mehrmals im Nietzsche-Archiv, und sie schenkte ihm sogar den Spazierstock ihres Bruders.
Nietzsches Original-Handschriften befinden sich heute im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar.
16. Jakobskirche und Jakobskirchhof
Die Jakobskirche wurde ursprünglich 1168 als Pilgerkirche am Weg nach Santiago de Compostela errichtet. Wegen Baufälligkeit ließ Herzog Wilhelm Ernst die alte Kirche 1712 abreißen und 1712 bis 1714 eine neue einschiffige Barockkirche errichten. Die neue Jakobskirche wurde nach dem Brand im Weimarer Schloss 1774 sogar zur Hofkirche. Die Jakobskirche wirkt innen überraschend hell und freundlich.
Am 19.10.1806 heiratete Goethe in der Jakobskirche Christiane Vulpius nach 18 Jahren wilder Ehe. Weil im Kirchenschiff zu der Zeit ein Lazarett für die verwundeten Soldaten der Schlacht von Jena-Auerstedt eingerichtet war, musste die Trauung in der Sakristei hinter dem Altar stattfinden. Der heutige Kanzelaltar ist allerdings nicht mehr derselbe wie an Goethes Hochzeit, sondern wurde 1817 im Zuge einer klassizistischen Umbaumaßnahme geweiht.
Der Jakobskirchhof ist der älteste Friedhof der Stadt mit 54 sehr alten Gedenktafeln und Gräbern. Auch Lucas Cranach der Ältere ist hier begraben. Christiane von Goethes Grab war lange verschollen. 1888 wurde es wieder entdeckt und von der Goethe-Gesellschaft mit der Grabplatte versehen, die Goethes Abschiedsverse für seine Frau trägt:
Du versuchst, o Sonne, vergebens
Durch die düstren Wolken zu scheinen.
Der ganze Gewinn meines Lebens
Ist, ihren Verlust zu beweinen.
Friedrich Schiller wurde seinerzeit im Kassengewölbe des Jakobskirchhofs bestattet. Da die Gruft ab 1823 nicht mehr genutzt wurde, verfiel sie jedoch zusehends. Die groteske Geschichte um Schillers Gebeine kannst du weiter oben im Absatz über die Fürstengruft nachlesen.
Über eine teilweise enge und steile Treppe kannst du den Jakobskirchturm erklimmen und von dort oben einen weiten Blick über Weimar und seine Umgebung genießen. Dieser wird leider durch die ungeputzten Fenster etwas getrübt, die sich bei meinem Besuch nicht öffnen ließen. Ich fand dennoch, dass sich der Aufstieg gelohnt hat.
Weitere interessante Sehenswürdigkeiten in Weimar
In Weimar gibt es unglaublich viele bedeutende Museen und Kulturschätze, die ich hier nicht alle im Detail vorstellen kann. Je nach deinen Neigungen könnte vielleicht noch das eine oder andere der folgenden Museen für dich interessant sein:
Sehenswürdigkeiten innerhalb Weimars:
- Museum Neues Weimar: Das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Kunstmuseum wurde erst im Kulturhauptstadtjahr 1999 wiedereröffnet. Die Dauerausstellung „Van de Velde, Nietzsche und die Moderne um 1900“ präsentiert bedeutende Werke des Realismus, Impressionismus und Jugendstils, unter anderem von Monet und Rodin.
- Haus der Weimarer Republik (HDWR): Als das Bauhaus-Museum 2019 in den Neubau umzog, wurde hier – gegenüber vom Deutschen Nationaltheater – anlässlich des 100. Gründungsjubiläums der Weimarer Republik das Forum für Demokratie mit einer modern konzipierten Dauerausstellung eingerichtet.
- Haus am Horn: Das erste Bauhaus-Musterhaus wurde 1923 von Georg Muche entworfen. Das Haus kann besichtigt werden. Es liegt oberhalb des Parks an der Ilm, in der Nähe von Goethes Gartenhaus.
- Haus Hohe Pappeln: Großherzog Wilhelm Ernst holte 1902 den belgischen Stararchitekten Henry van de Velde als Leiter der Kunstgewerbeschule nach Weimar. Das Haus Hohe Pappeln ist Van de Veldes ehemaliges Wohnhaus, das er 1907/1908 nach seinen eigenen Plänen errichten ließ.
- Kirms-Krackow-Haus: Das Haus der Familie Kirms war eine wichtige Begegnungsstätte für Künstler und Gelehrte im klassischen und nachklassischen Weimar. Berühmte Hausgäste waren unter anderem die Komponisten Liszt und Hummel, der Dichter Hans Christian Andersen und der Dramatiker Iffland. Heute beherbergt das Gebäude eine Ausstellung zur bürgerlichen Wohnkultur im 18. und 19. Jahrhundert.
- Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens: Das aufschlussreiche Museum zur Kulturgeschichte Thüringens seit der Steinzeit bietet über 3000 beeindruckende Exponate, unter anderem Knochenfunde des Bilzingslebener Homo erectus.
Sehenswürdigkeiten außerhalb Weimars:
- Schloss und Park Tiefurt: Das kleine Landschloss an der Ilm war ab 1781 der Sommersitz von Herzogin Anna Amalia, die hier Goethe, Schiller, Wieland, Herder und andere illustre Gäste empfing. Zum Schloss gehört der 21 Hektar große Tiefurter Landschaftspark.
- Schloss und Park Ettersburg: Schloss Ettersburg war Herzogin Anna Amalias Sommersitz, bevor sie diesen nach Tiefurt verlegte. Friedrich Schiller vollendete hier 1800 sein Werk „Maria Stuart“. Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte Ettersburg unter Großherzog Carl Alexander ein Revival, der so schillernde Figuren wie Franz Liszt und Hans Christian Andersen nach Ettersburg einlud.
- Wielandgut Oßmannstedt: In dem Gutshaus 10 km nördlich von Weimar lebte der Dichter und Übersetzer Christoph Martin Wieland von 1797 bis 1803, dessen Grabstätte sich im Gutspark befindet. Das barocke Gutshaus ist zum Teil mit Original-Interieur ausgestattet.
- Schloss, Park und Liebhabertheater Kochberg: Das Rittergut ca. 30 km südlich von Weimar gehörte seit 1733 der Familie von Stein. Goethes Muse Charlotte von Stein verbrachte dort viel Zeit, und Goethe besuchte sie dort oft. Das Liebhabertheater wurde 1800 von Carl von Stein errichtet. Hier finden seit 1975 im Sommer wieder Theater, Konzerte und Autorenlesungen statt.
- Die schöne und sehenswerte thüringische Landeshauptstadt Erfurt ist nur 12 Minuten mit dem Zug von Weimar entfernt. Das jüdisch-mittelalterliche Erbe von Erfurt ist Deutschlands neueste UNESCO-Welterbestätte.
Die wichtigsten Fragen zu deinem Kurztrip nach Weimar
Ist Weimar eine schöne Stadt?
Weimar ist wunderschön und eine meiner Lieblingsstädte in Deutschland. Die von der Weimarer Klassik geprägte Atmosphäre, die sich auch in den vielen barocken Gebäuden widerspiegelt, ist einzigartig. Zudem findet man immer ein grünes und auch ruhiges Plätzchen zum Verweilen. Weimar ist ein Ort für Kultur-Fans und Genießer!
Was muss ich in Weimar auf jeden Fall gesehen haben?
Meiner Meinung nach solltest du Weimar nicht verlassen, ohne mindestens zwei Museen zu besuchen: Goethes Wohnhaus am Frauenplan und den Rokoko-Saal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Der Park an der Ilm mit Goethes Gartenhaus ist ebenfalls ein Muss und obendrein eine grüne Oase! Für Architektur- und Design-Freunde ist das Bauhaus-Museum ein absolutes Highlight. Um ein vollständiges Bild von Weimar und seiner Geschichte zu erhalten, empfehle ich unbedingt auch einen Besuch des ehemaligen KZ Buchenwald.
Welche Feste und Events gibt es in Weimar?
Thüringer Bachwochen: Im April/Mai finden in ganz Thüringen Konzerte an authentischen Bach-Orten statt (Johann Sebastian Bach lebte und wirkte von 1708 bis 1717 in Weimar).
Goethe-Geburtstag: Jedes Jahr rund um den 28. August feiert Weimar Goethes Geburtstag mit einem großen Stadtfest.
Zwiebelmarkt: Am zweiten Oktober-Wochenende findet in Weimar eines der größten Volksfeste Thüringens mit ca. 600 Ständen und umfangreichem Bühnenprogramm statt. Passend dazu gibt es auf dem Frauenplan gegenüber von Goethes Wohnhaus ein Weinfest.
Weimarer Weihnacht: Von Ende November bis in den Januar hinein sind zwischen Marktplatz und Frauenplan die Stände und Glühweinhütten in der weihnachtlich geschmückten Stadt aufgebaut.
Wie viel Zeit sollte ich für Weimar einplanen?
Für Weimar benötigst du mehr Zeit als die Größe der Stadt ahnen lässt. Ich war bisher zweimal für jeweils vier Tage in Weimar, wobei ich jeweils auch einen Tagesausflug nach außerhalb (Erfurt und Naumburg) unternommen habe. Daher empfehle ich dir, für Weimar allein mindestens drei Tage einzuplanen.
Wo liegt Weimar?
Weimar liegt im Osten von Deutschland, im Bundesland Thüringen, nur etwa 25 km östlich der Landeshauptstadt Erfurt. Das Gebiet der Bundesländer Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt wird auch als Mitteldeutschland bezeichnet. Von Weimar aus sind es nach Frankfurt am Main und Berlin jeweils ca. 280 km.
Wie groß ist Weimar?
Weimar hat etwa 65.000 Einwohner und ist somit für deutsche Verhältnisse eine mittelgroße Stadt. Nach Erfurt, Jena und Gera ist Weimar die viertgrößte Stadt Thüringens. Rund um die Stadt befindet sich der Landkreis „Weimarer Land“ mit kleinen Dörfern und viel Landwirtschaft. Weimars Zentrum ist kompakt und lässt sich gut zu Fuß erkunden.
Welche Sehenswürdigkeiten gehören zum UNESCO-Welterbe „Klassisches Weimar“?
Zum Ensemble „Klassisches Weimar“ zählen Goethes Wohnhaus am Frauenplan, Schillers Wohnhaus, die Herzogin Anna Amalia Bibliothek, das Stadtschloss mit der Bastille, das Wittumspalais, die Stadtkirche St. Peter und Paul (Herderkirche) mit Herderhaus und Altem Gymnasium, die Fürstengruft mit dem Historischen Friedhof, der Park an der Ilm mit Goethes Gartenhaus, Garten und Römischem Haus, Schloss Belvedere mit Orangerie und Schlosspark, Schloss und Schlosspark Tiefurt, Schloss und Schlosspark Ettersburg.
Welche Sehenswürdigkeiten in Weimar gehören zum UNESCO-Welterbe „Bauhaus und seine Stätten in Weimar, Dessau und Bernau“?
Die zum UNESCO-Welterbe zählenden Bauhausstätten in Weimar sind das ehemalige Kunstschulgebäude (seit 1996 Hauptgebäude der „Bauhaus-Universität Weimar“) von Henry van de Velde, die ehemalige Kunstgewerbeschule Weimar (van-de-Velde-Bau, seit 1996 Teil der Bauhaus-Universität), ebenfalls von Henry van de Velde, und das Haus am Horn von Georg Muche, Walter March und Adolf Meyer.
Welche bedeutenden Persönlichkeiten haben in Weimar gelebt?
Dichter und Philosophen: Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller, Johann Gottfried Herder, Christoph Martin Wieland, August von Kotzebue, Jean Paul, Arthur Schopenhauer, Friedrich Nietzsche, Gabriele Reuter, Rudolf Steiner
Musiker: Johann Sebastian Bach, Franz Liszt, Johann Nepomuk Hummel
Künstler und Architekten: Lucas Cranach der Ältere, Lucas Cranach der Jüngere, Clemens Wenzeslaus Coudray, Adolf Donndorf, Henry van de Velde, Lyonel Feininger, Walter Gropius, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Max Liebermann
(Diese Liste kann nur unvollständig sein!)
Tipps zu empfehlenswerten Hotels in Weimar
Hotel Elephant Weimar, Autograph Collection (Werbelink): Der Klassiker! Traditionsreiches 5-Sterne-Hotel direkt am Weimarer Marktplatz (siehe auch meine Ausführungen zum Marktplatz).
Hotel Schillerhof (Werbelink): Modernes Hotel in ruhiger Zentrumslage, 100 m vom Deutschen Nationaltheater entfernt.
Boutique Hotel Amalienhof und Apartments (Werbelink): Historisches Boutique-Hotel in der Weimarer Altstadt, 100 m vom Goethehaus entfernt. Wintergarten und Dachterrasse (mit Blick auf Goethes Garten).
Art Hotel (Werbelink) Hier habe ich bei während meiner beiden jeweils viertägigen Aufenthalte in Weimar übernachtet und war sehr zufrieden. Das Hotel liegt in einem Villenviertel, ganz in der Nähe des Historischen Friedhofs, der Bauhaus-Universität und des Parks an der Ilm. Besonders hervorzuheben sind die ruhige Lage, das leckere Frühstück und der kostenlosen Parkplatz vor dem Haus. Lediglich die niedrigen Futonbetten dürften wohl nicht jedermanns Sache sein.
Tipps zu empfehlenswerten Restaurants und Cafés in Weimar
Gasthaus „Zum Weißen Schwan“: Goethes Lieblingslokal liegt direkt vor seiner Haustür und ist entsprechend gut besucht. Mit Biergarten und traditionell herzhafter thüringischer Küche. Frauentorstraße 23, 99423 Weimar, Tel. +49 (0) 3643 908751.
36 Pho Co: Kreative, vietnamesische Küche, zwanglose Atmosphäre, in der Nähe des Marktplatzes. Marktstraße 1, 99423 Weimar, Tel. +49 (0) 3643 4684899
Sächsischer Hof: Traditionelle thüringische Küche in rustikal-gemütlichem Ambiente am Herderplatz. Es gibt auch einen Biergarten. Mittlere Preisklasse. Eisfeld 12, 99423 Weimar, Tel. +49 (0) 3643 401384.
Café Frauentor: Schönes Bistro-Café mit Blick in die Schillerstraße und zum Frauenplan. Leckere Kuchen und eine kleine, aber feine Auswahl an Speisen. Schillerstraße 2, 99423 Weimar, Tel. +49 (0) 3643 511322.
Residenz Café und Restaurant: In Weimars ältestem Kaffeehaus sitzt man drinnen und draußen schön. Stadtschloss und Park an der Ilm sind gleich ums Eck. Grüner Markt 4, 99423 Weimar, Tel: +49 (0) 3643 59408
Tipps zur Anreise nach Weimar
Da Weimar mitten in Deutschland liegt, ist es von einigen internationalen Flughäfen und von den meisten Orten innerhalb Deutschlands gut zu erreichen – ob mit Auto oder Bahn.
Nächstgelegene Flughäfen:
Um mit dem Zug von einer deutschen Großstadt nach Weimar zu kommen, musst du immer zuerst nach Erfurt fahren und dort in den Regionalzug nach Weimar umsteigen. Der fährt mehrmals pro Stunde und die Fahrt dauert nur ca. 15 Minuten.
Die Zugfahrt vom Frankfurter und Berliner Flughafen dauert jeweils ca. 3 Stunden, wobei du am Frankfurter Flughafen direkt in den Zug nach Erfurt steigen kannst. In Erfurt musst du dann nur noch in den mehrmals pro Stunde verkehrenden Regionalzug nach Weimar umsteigen musst.
Von Berlin aus hast du einen Umstieg mehr – du musst nämlich erstmal vom Flughafen zum Bahnhof Berlin Südkreuz fahren, um dann in den Zug nach Erfurt umzusteigen.
Mit dem Zug:
Weimar hat leider keinen Fernbahnhof mehr, aber das ist nicht schlimm, weil es nur 25 km von der Landeshauptstadt Erfurt entfernt liegt. Erfurt ist von allen deutschen Großstädten gut zu erreichen. Die Regionalzüge zwischen Weimar und Erfurt fahren häufig und die Fahrt dauert nur eine Viertelstunde.
Mit dem Auto:
Weimar liegt direkt an der A4 Frankfurt am Main – Dresden (ca. 5 km von der Autobahnabfahrt 49 Weimar bis ins Stadtzentrum). Daher ist es aus allen Richtungen gut zu erreichen.
Von der A71 (Würzburg, Schweinfurt) wechselst du am Kreuz Erfurt auf die A4 Richtung Dresden.
Von der A9 (Berlin oder München) geht’s am Hermsdorfer Kreuz auf die A4 Richtung Frankfurt am Main.
Aus Richtung Norden (Flensburg, Hamburg, Hannover) fährst du über die A71 und wechselst am Autobahnkreuz Erfurt-Nord Ausfahrt B7 auf die A4 Richtung Dresden.
Parken in Weimar
Mein Tipp für dich: Fahr nicht mit dem Auto in die Altstadt, es sei denn, um es in einer Hotelgarage für die Dauer deines Aufenthalts abzustellen. Ich habe einmal den Fehler gemacht, mit meinem Auto in die Stadt zu fahren, als ich eine Abendvorstellung im Deutschen Nationaltheater besuchen wollte. Vor lauter Einbahnstraßen und Parkplatzmangel habe ich fast den Anfang der Vorstellung verpasst, wurde geblitzt (Zone 30!) und kam abgehetzt in letzter Minute an. Von meinem Hotel aus einfach die 20 Minuten zu Fuß zu gehen, hätte mir Zeit, Geld und Nerven gespart.
Große und gut erreichbare Parkplätze/Tiefgaragen gibt es am Rand der Innenstadt:
- Tiefgarage unter dem Weimar Atrium (am nördlichen Rand der Innenstadt, ganz in der Nähe des Bauhaus-Museums), Zufahrt Ernst-Kohl-Straße, am Gauforum.
- Tiefgarage Beethovenplatz (Nähe Goethehaus), Zufahrt über Wielandplatz und Ackerwand.
- Parkplatz Zentrum Friedhof, Berkaer Str. 2a, 10 Minuten zu Fuß in die südliche Innenstadt.
Tipps zum Nahverkehr in Weimar
Weimar hat ein gut ausgebautes Busnetz, mit dem du auch außerhalb der Innenstadt gelegene Sehenswürdigkeiten wie die Gedenkstätte Buchenwald und das Schloss Belvedere erreichen kannst. Der zentrale Busknotenpunkt ist der Goetheplatz, wo dich elektronische Leitsysteme über die Abfahrtszeiten informieren.
Bus-Fahrscheine gibt’s am Goetheplatz, in der Tourist-Information am Markt 10 und am Kiosk Hauptbahnhof. Als Nutzer der weimar card fährst du kostenfrei.
Wenn du in Weimar den ÖPNV nutzen möchtest, kannst du dir die Ticket-App der Stadtwerke Weimar aufs Handy laden. Dort findest du einen Netzplan und die aktuellen Fahrpreise.
Weimar Card und Weimar Card plus
Die weimar card und die weimar card plus sind Touristenkarten, die mit denen du freien Eintritt zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten und Museen in der Region hast.
Beide Karten bieten freien Eintritt zu einer Vielzahl von Museen in Weimar und der ganzen Region, sowie ermäßigten Eintritt zu Veranstaltungen im Deutschen Nationaltheater und Kunstfest Weimar. Eine Stadtführung der Touristen-Information Weimar ist ebenfalls inbegriffen, sowie der ÖPNV von Weimar. Die weimar card gilt für 48 Stunden und kostet zurzeit 32,50 € (Stand 2023). Es gibt auch eine weimar card plus für 96 Stunden zum Preis von 59,50 €, in der eine Vielzahl von Museen in der Region (sogar die Wartburg und der Naumburger Dom!) enthalten sind. Je nachdem, wie viel Zeit du hast und was du sehen möchtest, könnte sich eine dieser beiden Karten für dich lohnen.
Bester Reiseführer für Weimar
Für meine bisherigen Reisen nach Weimar nutzte ich den Reiseführer Weimar* aus der City|Trip-Reihe von ReiseKnowHow. Er enthält einen großen City-Faltplan sowie den QR-Code für eine Web-App mit Lage der Sehenswürdigkeiten. Der Reiseführer gefällt mir besonders gut, weil er kompakt ist und dennoch ausführliche Informationen zu den vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt und Exkurse zu einzelnen interessanten Themen enthält.
Du möchtest deinen Besuch in Weimar mit weiteren tollen Orten in Deutschland verbinden?
Für den Reiseblog WE TRAVEL THE WORLD habe ich den Gastbeitrag Sehenswürdigkeiten Erfurt und Umgebung – 5 faszinierende UNESCO-Welterbestätten in Deutschland, die einen Besuch wert sind geschrieben. Hier erfährst du alles über die wichtigsten kulturellen Highlights rund um Erfurt und Weimar und wie du sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln schnell erreichst. Als Standort für die Erkundung dieser fünf UNESCO-Welterbestätten eignen sich Weimar und Erfurt gleichermaßen.
In meinem Beitrag über die 100 schönsten Orte in Deutschland habe ich Deutschlands interessanteste Reiseziele nach Bundesländern sortiert aufgelistet. Lass dich inspirieren!
Ein Aufenthalt in Weimar eignet sich perfekt, um auch den Thüringer Wald, eine der abwechslungsreichsten Regionen Deutschlands und vielen schönen Wandermöglichkeiten, zu erkunden. Die wichtigsten Tipps dazu findest du in meinem Beitrag Wo kann man in Deutschland Urlaub machen? Ein Guide zu den 52 schönsten Regionen des Landes.
Liebe Angelika,
da ich selbst schon vor Jahren in Weimar war, und die Thüringer Rostbratwurst unvergesslich in meiner Erinnerung hängen blieb – (ein kulinarisches Highlight!)- möchte ich mich an dieser Stelle mal für all deine Inputs bedanken. Es ist mir eine Freude alles nochmal nachzulesen und vor allem dein ADVENTSKALENDER! Der gefällt mir ausgesprochen gut, mit all den Weihnachtsmarkt-Details, die nur Insider kennen können. Jeden Tag ein Türchen auf in die Welt der Weihnachtsmärkte – herrlich.
Mein Weihnachtsfeeling wird dadurch bereichert – das hoffe ich auch für meine treuen Leser, die nun vermehrt nach meinem biografischen Buch „Struffoli und Lebkuchenhaus“ (ISBN: 978-3-757584-10-8) fragen. Ich erwähne es hier, falls noch jemand ein Weihnachtswichtel-geschenk braucht!
Bin schon gespannt auf morgen, welcher Markt mich da wohl erwartet?
Adventliche Grüße an Dich von Silvana
Liebe Silvana,
ich freue mich, dass mein Artikel schöne Erinnerungen in dir wachruft und dass dir der Adventskalender gefällt. Für dein Buch wünsche ich dir viele neue Leser – der Titel passt ja sehr gut als Weihnachtsgeschenk.
Liebe Grüße
Angelika